wirtschaft neu denken
Wachstum galt lange als oberstes Ziel — doch was, wenn es zum Problem wird? Die Donut-Ökonomie der britischen Ökonomin Kate Raworth bricht mit alten Mustern und zeigt: Wohlstand kann auch innerhalb planetarer und sozialer Grenzen entstehen.

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Das Konzept der Donut-Ökonomie: Wirtschaft soll sich zwischen zwei Grenzen bewegen.
statt „höher, schneller, weiter“
soll wirtschaftlicher Wohlstand innerhalb der ökologischen Grenzen unseres Planeten entstehen. Ein vielversprechender Ansatz, der nicht nur für Regierungen und Unternehmen, sondern auch für den Finanzsektor relevant ist. Doch wie lässt sich dieses Modell in der Praxis umsetzen? Und was bedeutet es für nachhaltige Investments?
Das Konzept der Donut-Ökonomie beruht auf einer einfachen, aber wirksamen Idee: Wirtschaft soll sich zwischen zwei Grenzen bewegen. Außen die ökologische Obergrenze – der Planet darf nicht überlastet werden. Innen die soziale Untergrenze – niemand soll unter dem Existenzminimum leben. „Das Modell veranschaulicht sehr gut, vor welchen dringenden sozialen und ökologischen Herausforderungen wir als Gesellschaft stehen und wie wichtig es ist, neue Denkmuster zuzulassen und ambitioniert zu handeln – besser gestern als heute“, betont Alexandra Schwaiger, CSR- und Nachhaltigkeitsexpertin bei fair-finance.
Das Konzept der Donut-Ökonomie beruht auf einer einfachen, aber wirksamen Idee: Wirtschaft soll sich zwischen zwei Grenzen bewegen. Außen die ökologische Obergrenze – der Planet darf nicht überlastet werden. Innen die soziale Untergrenze – niemand soll unter dem Existenzminimum leben. „Das Modell veranschaulicht sehr gut, vor welchen dringenden sozialen und ökologischen Herausforderungen wir als Gesellschaft stehen und wie wichtig es ist, neue Denkmuster zuzulassen und ambitioniert zu handeln – besser gestern als heute“, betont Alexandra Schwaiger, CSR- und Nachhaltigkeitsexpertin bei fair-finance.
Warum das aktuelle System nicht zukunftsfähig ist
Jahrzehntelang galt Wachstum als das oberste Ziel von Politik und Wirtschaft. Doch die Schattenseiten werden zunehmend sichtbar: Klimawandel, Ressourcenknappheit, soziale Ungleichheit und Finanzinstabilität sind direkte Folgen eines übermäßig konsumgetriebenen Modells. „Unser Wohlergehen hängt vom Wohlergehen des Planeten ab, wir müssen also mit den Ressourcen, die uns – noch – zur Verfügung stehen, gut haushalten. Politik, Wirtschaft und damit auch der Finanzsektor müssen sich bewusst werden, dass die Art, wie wir aktuell wachsen, auf Dauer nicht mit einer gesunden und regenerativen Umwelt vereinbar ist“, sagt Schwaiger.

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Der Planet soll nicht überlastet werden, und niemand soll unter dem Existenzminimum leben.
Donut-Ökonomie in der Praxis
Dass der Ansatz nicht bloß Theorie ist, zeigt das Beispiel Amsterdam: Als erste Stadt der Welt hat sie sich offiziell zur „Donut-City“ erklärt. Wirtschaftliche Entscheidungen werden dort auf ihre soziale Gerechtigkeit und ökologische Verträglichkeit geprüft. Auch in Unternehmen gewinnt das Konzept an Bedeutung. „Die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens haben wir bei fair-finance von Beginn an erkannt und konsequent umgesetzt, bislang mit einer langen Liste von Positiv- und Ausschlusskriterien. Das Donut-Modell gibt uns einen konkreteren Rahmen, welche Themen am dringlichsten sind, und liefert uns damit den nötigen Fokus. Ziel soll sein, dass wir innerhalb unseres Handlungsspielraumes so sozial und ökologisch verträglich agieren wie möglich“, so Schwaiger.
Nachhaltige Investments neu gedacht
Doch wie lässt sich das Modell konkret auf die Finanzwelt übertragen? „Mithilfe des Donut-Modells wählen wir unsere Veranlagungskriterien gezielt nach den ökologischen planetaren Grenzen der Überlastung und den sozialen Erfordernissen aus, die für eine funktionierende Gesellschaft wichtig sind. Wir bringen damit unsere Veranlagungsstrategie in einen konkreten Kontext der aktuell drängendsten Themen“, erklärt Schwaiger. „Wenn man den Rahmen, der einem zur Verfügung steht, so nachhaltig wie möglich gestalten möchte, so scheint mir dieses Modell ein guter und anschaulicher Weg auch für andere Finanzunternehmen.“
Blick nach vorn
Was braucht es für einen echten Wandel – und wie realistisch ist es, dass die Donut-Ökonomie das klassische Wachstumsdenken ersetzt? „Alte Denkmuster sitzen sehr tief, aber im Prinzip sind diese auch nichts anderes als gesellschaftlich akzeptierte und von Menschenhand entworfene Ideen, die sich im Laufe der Jahrhunderte durchgesetzt haben. Das gibt ihnen damit nicht automatisch die Berechtigung, für immer und ewig Gültigkeit zu haben. Wir sind nichts anderes als ein Teil der Natur, wir können uns also entscheiden, ob wir gegen sie arbeiten oder ob wir neue Denkmuster zulassen. Ich persönliche entscheide mich für Zweiteres“, resümiert Schwaiger.
Ob die Donut-Ökonomie zur dominierenden Wirtschaftsform wird, ist offen. Klar ist: Die Suche nach Alternativen zum zerstörerischen Wachstumsparadigma wird immer dringlicher – und die Donut-Ökonomie liefert einen überzeugenden Ansatz, der weit über die Theorie hinausgeht.
Ob die Donut-Ökonomie zur dominierenden Wirtschaftsform wird, ist offen. Klar ist: Die Suche nach Alternativen zum zerstörerischen Wachstumsparadigma wird immer dringlicher – und die Donut-Ökonomie liefert einen überzeugenden Ansatz, der weit über die Theorie hinausgeht.