vom müll zum mehrwert

Gut verpackte Zukunft. Verpackungen sind ein immenses Problem für unsere Umwelt — die Lösungs­ansätze reichen von nackten Produkten bis hin zu den Future Fibres.
Fotocredit:
LUSH/ Emily Macinnes
Produke werden in „Future Fibres“ gehüllt. Also Reste aus der Natur, die eine neue Funktion erfüllen.
strahlender sonnenschein
vor azurblauem Himmel; darunter breitet sich die unendliche Weite des Pazifiks aus. Doch da, zwischen dem Glitzern des Wassers, stößt das Auge auf etwas Unerwartetes: Eine braune, formlose Masse nähert sich. Was hier, im zentralen Nordpazifik, auf den Wogen tanzt? Der Great Pacific Garbage Patch, eine schwimmende Müllhalde. Ebensolche Trash Islands gibt es weltweit – auch im Mittelmeer. Plastik ist ein Problem – und Teil unseres Alltags: Erdbeeren und Joghurt kommen in Plastikbechern daher, unsere Kosmetik im Plastiktiegel. Während Kunststoffprodukte im Durchschnitt aber nur zehn Jahre in Gebrauch sind, braucht es 500 Jahre, bis sie sich vollständig zersetzt haben.
Nackt oder neu verpackt
Der Weg aus der globalen Müllhalde führt über den Verzicht auf Plastik und aktives Recycling. Zu den Unternehmen, die ihre Produkte nachhaltiger und weniger belastend an Kund:innen bringen, zählt der Kosmetikhersteller LUSH Fresh Handmade Cosmetics. Das englische Unternehmen steht seit seiner Gründung 1995 für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Tierfreundlichkeit. Neben dem vollen Verzicht auf Verpackungen („nackte Produkte“, die mehr als 60 Prozent des verkauften Sortiments ausmachen), setzt man auf Recycling. Diese Wiederverwertung trägt dazu bei, die Ressourcennutzung zu maximieren, Abfälle zu reduzieren und die Umweltbelastung durch Deponierung und Herstellung neuer Materialien zu verringern. „Unsere Flaschen bestehen zu 100 Prozent aus recyceltem Material: Sie werden also nicht aus regulärem recyceltem pet hergestellt“, erklärt Niko Lijović, LUSH Creative Buyer. „Wir verwenden ‚Prevented Ocean Plastic‘, Material, das nur entsorgte Plastikflaschen aus Gebieten, die von der Plastikverschmutzung der Meere bedroht sind, enthält.“ Ein weiteres Problem, das bei Verpackungen häufig auftritt: „Durch die Verwendung verschiedener Materialien auf ein und derselben Verpackung kann diese nicht richtig recycelt werden, so dass sie normalerweise im allgemeinen Abfallstrom landet“, weiß Niko Lijović. Die grüne Lösung ist hier der Einsatz von Monomaterialien. Darunter fällt auch die Reduktion des Verpackungsgewichts sowie unnötiger Zusatzmaterialien.
Tipp: Zweitleben
Ein wichtiger Schritt zur Reduktion von Verpackungsmüll: Recycling. Die Initiative „Zweites Leben“ von Tchibo und Re-Use Austria nimmt alte Bettwäsche zurück, prüft, reinigt und verkauft sie in Secondhand-Shops. Der Erlös fließt in karitative Projekte.

Fotocredit:
TCHIBO
Future Fibres
Bei LUSH und anderen nachhaltig agierenden Unternehmen werden verpackte Produkte zudem in sogenannte „Future Fibres“ gehüllt. Das sind Reste aus der Natur, die als alternative Primärverpackung eine neue Funktion erfüllen. „Neben den üblichen Kunststoff- und Papiermaterialien konnten wir mehrere ‚Future Fibres‘-Materialien beschaffen“, freut sich der Creative Buyer, und ergänzt: „Einige Beispiele für diese neu verwerteten Reste aus der Natur sind Bananenpapier aus Bananenfaserabfällen, Lokta-Papier aus nepalesischem Unterholz, Knot Wraps aus recycelten PET-Flaschen oder auch Verpackungen aus gebrauchten Kaffeebechern aus Papier.“ Die größte Hürde bei der Markteinführung neuer Materialien? Die Kosten. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir mit allen neuen Materialien aufgrund des geringeren Produktionsvolumens und der spezifischen Produktionsprozesse nicht in der Lage sein werden, konventionelle Preise zu erreichen.“ Es liegt also nicht nur an einzelnen Unternehmen, aktiv zu werden – gemeinsam lässt sich auch hier, wie so oft im Leben, mehr erreichen.
Quellenangaben