ressourcenwende dank bioökonomie
Eine zerstörte Erde ist das Schreckgespenst in unseren Köpfen. Klimakrise, Biodiversitätsverluste, Ausbeutung von Ökosystemen, Schadstoffkontamination und der Ruf nach Nachhaltigkeit sind Schlagwörter unserer Zeit.
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Papierstrohhalme: ein Symbol für nachhaltige Innovation und den Einsatz erneuerbarer Ressourcen in der Bioökonomie
WIR KÖNNEN
und dürfen nicht mehr so weiter wirtschaften wie bisher. Doch wie gelingt es, die Rohstoffe unseres Globus klug zu verwenden, um auch den Generationen nach uns noch ein lebenswertes Dasein zu gewährleisten? Der Kern des relativ neuen Forschungsgebietes der Bioökonomie besteht in der stärkeren Nutzung biologischer Ressourcen wie Pflanzen, Mikroorganismen, Tiere und organische Abfallprodukte. Im Gegensatz zu den fossilen und mineralischen Ressourcen sind biologische erneuerbar, mehrfach verwendbar, abbaubar und im Sinne einer gelungenen Kreislaufwirtschaft wieder nutzbar. Kurz gesagt, die Bioökonomie fördert eine umweltfreundlichere und nachhaltigere Wirtschaft, die nicht abhängig ist von endlichen Ressourcen.
Verwenden statt verschwenden
In der Bioökonomie werden pflanzliche und tierische erneuerbare Ressourcen genutzt. Ein zentrales Ziel dabei ist Nachhaltigkeit. Produzent:innen des österreichischen Alpengummis aus Föhrenharz und Bienenwachs machen kein Geheimnis daraus, dass ihr Kauvergnügen auf die indigenen Völker Nordamerikas zurückgeht und „zu 100 Prozent aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen" besteht. Der gute alte Trinkhalm aus Stroh ist vom oberösterreichischen Landwirt Daniel wiederentdeckt worden. Auch bioökonomische Verpackungsmaterialien liegen im Trend. Dabei geht es darum, Materialien zu finden, die einerseits eine hohe Schutzfunktion bieten, andererseits schnell und vollständig abbaubar sind: Verpackungen aus Stroh und Maisstärke, dämmendes und isolierendes Vlies aus Hanf oder Graspapierverpackungen sind für nachhaltig denkende Firmen bereits selbstverständlich. Seit geraumer Zeit wird aus Zuckerrohr oder aus Maisstärke Polymilchsäure (PLA) zu flexiblen, kompostierbaren Folien verarbeitet. Dies wird unter anderem für die Beschichtung von kompostierbaren Getränkebechern, Lebensmittelverpackungen, für 3D-Druck oder Kornpostbeutel verwendet. Die ältesten Lebewesen der Welt – Algen – scheinen auch ein großes Potenzial als erneuerbarer Stoff in sich zu bergen: als Lebens- und Futtermittel, in Medikamenten und als Treibstoff, sogar als eine Art Bio-Kerosin für den Flugverkehr.
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Ökonomisch von A nach B
Seit 2019 wird Löwenzahnkautschuk als umweltfreundliche Alternative zum Kautschukbaum genutzt. Je leichter ein Fahrzeug ist, umso geringer ist auch der CO₂-Ausstoß. In der Entwicklung kehren Autohersteller neuerdings in ihrer Forschung wieder zu den Wurzeln zurück. Holz soll zukünftig nicht nur im Cockpit als Dekoration verwendet, sondern wie bei den ersten Automodellen sollen diese teilweise wieder aus Holz konstruiert werden. Andere Experimente gibt es mit bioplastischen Kunststoffen oder Naturfasern. Biokraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr, Pflanzenölen oder Algen ersetzen fossile Brennstoffe und helfen so, den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Die Beimengung biologisch gewonnener Bestandteile wie beispielsweise Rapsöl können Straßenbeläge langlebiger und robuster machen.
Nachhaltig produzieren
Die Bioökonomie strebt nach innovativen Technologien und Verfahren, um biologische Materialien effizienter und umweltfreundlicher zu verarbeiten, etwa in der Lebensmittelproduktion oder Textilindustrie. Dazu gehört auch die Verwendung erneuerbarer Energie bei der Herstellung. Dasselbe gilt für die Integration nachhaltiger Praktiken in der Fahrzeugherstellung, die auch das Recyclen der Altstoffe einschließt. Ab Jänner 2025 gibt es in Österreich ein neues Pfandgesetz auf Plastikflaschen und Getränkedosen, für das bereits Rückgabemaschinen für die größeren Sammelmengen im Probeeinsatz sind. Auch die Arbeitswelt wird durch bioökonomische Ansätze revolutioniert: Durch die Nutzung biologischer Rohstoffe können neue Wirtschaftszweige entstehen, die nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die regionale Produktion sowie den Vertrieb stärken. Als junges Forschungsgebiet steht die Bioökonomie noch am Anfang und bietet Potenzial für viele innovative Ideen. Denn eines ist fix: in unserer Natur sind noch viele ungeahnte Schätze verborgen, die den Klimawandel zwar nicht aufhalten, aber wohl merklich verlangsamen können.