müll zu mode

Upcycling. Um der „Fast Fashion“ Einhalt zu gebieten, verwerten Designer:innen vermeintliche Wegwerf­bekleidung zu neuer Mode – auch in Österreich.
Frau am Strand mit Kleid aus Müll
Fotocredit:
Marija M. Kanižaj
,,Out of Garbage/ Waste to Dress" ist ein Umweltschutz­ Modeprojekt der Designerin Bettina Reichl.
COUTURE HAT IN DEN LETZTEN JAHREN
für zig Negativschlagzeilen gesorgt: Denn was an Models und auch im Alltag kurzzeitig für Freude sorgt, landet meist – eher früher als später – langfristig auf dem Müll. Laut Umweltbundesamt werden allein in Österreich pro Jahr rund 222.000 Tonnen Textilabfälle entsorgt; nur 17 Prozent davon werden wei­terverwendet, nur ein Prozent wird zu neuer Kleidung recycelt. Weltweit ist die Modebran­che so für ein Zehntel der Gesamtemissionen verantwortlich; mehr als die Luft- oder Schiff­fahrt zusammen. „Die Modeindustrie ver­braucht, nach der Bauindustrie, das meiste Material weltweit. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass etwa in den Wüsten riesige Müllberge noch nie getragener Kleidung deponiert werden - einfach, weil Modetrends so kurzlebig sind und man die Kollektion dann entsorgt“, erzählt Mode- und Verpackungsde­signerin Bettina Reich!. Sie setzte vor Kurzem mit ihrem Projekt „Out of Garbage / Waste to Dress“, in Kollaboration mit der one world foundation (owf) aus Ahungalla, Sri Lanka, ein (stilvolles) Zeichen für den Umweltschutz.
Europas Textilmüll
In Europa werden jährlich etwa 26 Kilogramm Textilien pro Kopf erworben, wovon elf Kilogramm im Abfall enden. Davon werden
87 Prozent verbrannt oder auf Deponien entsorgt.
Frau vor bunter Wand mit Kleid aus Müll
Frau auf der Straße mit Kleid aus Müll
Fotocredit:
Marija M. Kanižaj
Ein (un-)tragbares Problem
Frauen in drapierten, mit Korbteilen versehe­nen Fischernetzkleidern spazieren über den Strand. Andere präsentieren Korsagen aus Strohhalmen oder zeigen sich in collagierten Westen aus Flaschendeckeln in den Straßen Sri Lankas. Was unter dem Motto „Reduce, Reuse, Recycle" entstand, ist Mode und wichtige Bot­schaft zugleich: Mit „0ut of Garbage / Waste to Dress" veranschaulicht Bettina Reich!, wie sehr Müll den Planeten belastet. Klar ist: Lö­sungen müssen her. Die Gründerin des Grazer Modelabels ODROWĄŻ setzt daher vorrangig auf abbaubare Naturtextilien wie Hanf, Leinen oder Bio-Baumwolle oder auf rückführbare Biokunststoffe. Für umweltfreundliche Mode sei auch die Stofftrennung wichtig, ergänzt sie: „Das bedeutet, dass man innerhalb eines Kleidungsstücks in einer Werkstoffklasse bleibt und so eine kaskadische Nutzung der Materia­lien erreicht."

Was aber tun mit jener Kleidung, die bereits im Umlauf ist? Hier kommt Upcycling ins Spiel, das auch Kunstfasern wie Polyester, Acryl oder Nylon einen neuen Lebenszyklus schenkt. Un­ter den Unternehmen, die diesen Lösungsansatz verfolgen, ist gabarage aus Wien: Das Soci­al Business erschafft Möbel, Lampen, Schmuck und Taschen aus Restmaterialien – so werden Planen zu robusten, nachhaltigen Rucksäcken und Taschen. Die Wiener Manufaktur km/ a Mode wiederum hat das Upcycling-Konzept um die Kategorie 11Erinnerungsfetzen" ergänzt – dabei bringen Kund:innen ihre alte Lieblingskleidung in den Shop, um daraus Neues kreieren zu lassen. Gut für all jene, die ihren vermeintlichen Textilmüll wieder zu Mode werden lassen möchten.
Quellenangaben
Umweltbundesamt: Textilabfälle in Österreich
umweltbundesamt.at/news220207
Umweltauswirkungen von Textilproduktion und -abfüllen (Infogra­fik),
europarl.europa.eu/topics/de/article/20201208STO93327/umweltauswirkungen-von-textilproduktion-und-abfallen-infografik