landwirtschaft
der zukunft

Einsatz neuer Technologien, Klimawandel, Nachhaltigkeit und Zukunftsprognosen –
unsere ländlichen Betriebe stehen vor großen Herausforderungen.
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Die Aufgabe der Landwirt:innen ist es, eine Balance zu schaffen.
satte, grüne wiesen
mit blökenden Schafen und grasenden Kühen. Mittendrin ein Bauernhaus mit einem Blumenmeer am Holzbalkon. In unseren Köpfen leben bäuerliche Familien in einer traumhaft friedlichen Idylle. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Landwirte und Landwirtinnen haben heute Aufgaben, die einem Job im Management eines Unternehmens gleichkommen. Als selbstständig Tätige müssen sie am Zahn der Zeit bleiben, um wirtschaftlich, gesellschaftlich und nachhaltig überleben zu können. Wo gestern noch mit der Hand gewirtschaftet wurde, werden heute zur Arbeitserleichterung voll-elektronisch gesteuerte Maschinen, Drohnen und Roboter eingesetzt. Die Landwirtschaft ist einer rasanten Entwicklung ausgesetzt, die sich immer weiter und rascher verändern wird.

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Thomas Ries
Hausse oder Baisse -Auf oder ab? Das werden die kommenden Monate zeigen.
Ein Thema, das uns alle angeht
Jeder von uns ist Teil der Landwirtschaft, ohne die es keine Nahrung und in Folge kein Leben gäbe. Daher gehen die Herausforderungen des Produktionsfaktors Boden, den die Landwirtschaft erfüllt, uns alle an. Die Kriegssituation mitten in Europa hat uns mit Schrecken vor Augen geführt, wie wichtig die Selbstversorgung unseres Landes an Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Gemüse, Obst und Getreide ist. Noch dramatischer zeigt sich unsere Abhängigkeit von Rohstoffen und der Energieversorgung. Wir brauchen im agrarischen Bereich Verantwortliche, die ressourcenschonend und umweltbewusst arbeiten. Die steigenden Durchschnittstemperaturen und häufiger auftretenden Umweltkatastrophen wie Muren, Erdbeben und Unwetter lassen nicht nur Klimaschützer:innen aufschreien. Eine an die Bedingungen der Zukunft angepasste Landwirtschaft ist für uns und folgende Generationen von höchster Bedeutung. Nicht bewirtschaftete Flächen ziehen häufig die Versiegelung der Landschaft nach sich. Diese macht die Böden undurchlässig für Niederschläge und zerstört die natürliche Bodenfunktion. Je weniger Wasser abfließen kann, umso höher steigt die Gefahr von Bodenerosionen. Die Land- und Forstwirtschaft hat nach wie vor eine wichtige Funktion in der natürlichen Landschaftserhaltung.
Roboter statt Melkschemel
Die Landwirtschaft der Zukunft ist von fortschrittlichen Technologien geprägt. Der Bauer und die Bäuerin von heute verbringen mehr Zeit am Computer als am Melkstand oder am Acker. Durch den Einsatz von KI und Robotik sind Landwirt:innen künftig immer mehr in der Lage, ihre Betriebe effizienter zu führen und den Ertrag zu steigern. Intelligente Sensoren und Datenanalyse ermöglichen es, den Zustand der Tiere, des Bodens und der Pflanzen genau zu überwachen und gezielte Maßnahmen zu treffen. Das bedeutet: Statt schnell einen neuen Giftcocktail gegen den Schädlingsbefall einzusetzen, können die Pflanzenschutzmittel oder die biologischen Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen auf das unbedingt notwendige Maß reduziert werden. Dies führt zu einer Minimierung der Umweltbelastung.
Landwirtschaft als Vermittlerin zwischen Natur und Gesellschaft
Die Aufgabe der Landwirt:innen ist es, eine Balance zu schaffen zwischen der Erfüllung der Bedürfnisse der Gesellschaft und einer gesunden sowie nachhaltigen Produktion von Nahrungsmitteln. Diese Aufgabe beinhaltet auch die Berücksichtigung der Themen Tierwohl und Umweltschutz. Konsument und Konsumentin möchten darüber hinaus wissen, woher das nachhaltig produzierte Essen auf ihren Tellern kommt. Herkunftsbezeichnung und Transparenz sind gesellschaftliche Forderungen, die Landwirt:innen unbedingt erfüllen müssen. All das unter einen Hut zu bringen, ist keine leichte Sache. Im Agrarbereich tätig zu sein, erfordert neben der Liebe zur Natur und den Tieren einen weiten Blick auf das Ganze und ein umfassendes technisches und unternehmerisches Know-how.
Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft
Unter Berücksichtigung aller Bereiche ist es zukünftig wohl die größte Herausforderung, einen landwirtschaftlichen Betrieb wirtschaftlich am Leben zu erhalten. Dies ist ein schwieriges Unterfangen, da die Renditen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft nur knapp über Null liegen. Dies gilt besonders für ökologisch-biologisch arbeitende Betriebe. Wer viel verdienen möchte, investiert in genmanipulierte, hochindustrialisierte Landwirtschaft. Diese steht aber im Widerspruch zum mahnenden Klimawandel und der daraus dringend erforderlichen nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktionsweise. Um in dieser Zeit wirtschaftlich überleben zu können, müssen die Landwirte und Landwirtinnen innovativ und mitunter auch wagemutig sein. Hofläden und lokale Vermarktung sind beinahe ein Muss. Weitere Möglichkeiten bieten Gästezimmervermietung, Schule am Bauernhof oder Waldpädagogik, um Menschen auf den Bauernhof zur Bewusstseinsbildung und als zahlende Besucher:innen einzuladen. Immer beliebter werden auch Therapieangebote. Ältere Menschen oder Personen mit besonderen Bedürfnissen finden beispielsweise auf Green-Care-Höfen ein neues Zuhause.
Ackerhelden
Seit 2017 bauen die Ackerhelden in zertifiziert biologischen Selbsterntegemüsegärten Gesundes für Bio- und Gemüsefreunde an. Das Ziel der Ackerhelden, die von fair-finance unterstützt werden, ist es, wandel- und adaptierbare sozial-ökologische Infrastrukturprojekte innerhalb einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu etablieren, die Städte grüner zu machen, Biodiversität zu fördern und alle wieder näher an das heranzuführen, was täglich am Teller landet.
ackerhelden.at
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ACKERHELDEN
Marblelution – Investment der feinsten Art
Auch im Produktionsbereich hat fair-finance seine Verantwortung erkannt und investiert in den mit 2.500 Tieren größten Wagyu-Züchter und Wagyu-Beef-Distributor Europas. Das Start-up Marblelution (www.marblelution.com) ist der Zusammenschluss von mehr als 40 Partnerlandwirt:innen, die in Europa das hochwertige Fleisch nachhaltig und auf Tierwohl bedacht produzieren. „Wagyu“ steht für die Bezeichnung mehrerer japanischer Rinderrassen, die sich durch ein geschmacklich und qualitativ besonders hochwertiges Fleisch auszeichnen. Auch das „Kobe-Beef“ stammt von Wagyu-Rindern. Es handelt sich nicht um das Fleisch einer eigenen Rasse, sondern um einen Überbegriff für verschiedene Rassen. Wagyu-Fleisch hat aufgrund seines hohen Fettgehaltes die Eigenschaft, bereits bei 25 Grad zu schmelzen und ein unvergleichliches Fleischaroma zu entfalten. Bei Gourmets „all over the world“ ist Wagyu-Fleisch schon lange kein Geheimtipp mehr und besonders beliebt, obwohl der Kilopreis des nach streng definierten Zucht-, Haltungs- und Fütterungskriterien produzierten Fleisches bei 300 bis 600 Euro pro Kilogramm liegt. Bei Marblelution wird auf bestehende landwirtschaftliche Strukturen zurückgegriffen, wobei auch kleinere Zuchtbetriebe miteingeschlossen werden. Die Mast erfolgt in auf artgerechte Tierhaltung spezialisierten Betrieben. Die Verbindung von wirtschaftlicher Rendite und Impact macht bei diesem innovativen und trendigen Wirtschaftszweig im Bereich der Tierzucht den Reiz aus.
Nichts mehr, wie es war
Reis aus dem Weinviertel und Oliven aus dem Burgenland. Ein Feigenbaum vorm Küchenfenster, Kiwis im Garten und ein Zitronenbaum auf der Terrasse. Der Klimawandel holt Pflanzen nach Österreich, die wir früher nur in unserem Urlaub wachsen sahen. Diese Seite des Klimawandels kann durchaus inspirierend sein. Immer mehr Betriebe wagen erfolg- und ertragreich den Schritt über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Der Klimawandel hat massive Folgen für die heimische Landwirtschaft. Es kommt zu Veränderungen in der Niederschlagsverteilung und -stärke, zu längeren Trockenperioden, Hitzewellen und Dürrezeiten. Aufgrund dieser Naturereignisse braucht die Landwirtschaft neue Strategien und eine gewisse Flexibilität. Wobei zu erwähnen ist, dass die Landwirtschaft mit nicht einmal elf Prozent nicht die Hauptquelle für den gefürchteten Treibhauseffekt ist. Im globalen Vergleich hat Österreich eine umweltschonendere Produktion. Die heimische Politik hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 eine Nettoklimaneutralität zu erreichen. Auch wenn in Österreich die Richtung stimmt, braucht es konsequente Maßnahmen, um dabei erfolgreich zu sein. Nicht nur die Flächenversiegelung muss eingestellt werden, auch andere CO₂-senkende Maßnahmen müssen verstärkt werden. Dazu gehören extensive Anbaumethoden, gezielter sowie nachhaltiger Düngereinsatz und die Reduzierung von Emissionen aus der Tierhaltung.
Vielfalt ist gefragt
Monokulturen waren über einen langen Zeitraum eine beliebte Anbaumethode, insbesondere bei Tee, Palmöl und Zuckerrohr. Dies führte zu einer Verminderung der Artenvielfalt, da diese Pflanzen große Flächen einnahmen und andere Arten aus ihrem Lebensraum verdrängten. Das Anliegen, Biodiversität zu fördern, ist schon länger in der Landwirtschaft angekommen. Landwirte setzen vermehrt auf nachhaltige Anbaumethoden wie Mischkulturen mit Fruchtfolge oder Polykulturen, um die negativen Auswirkungen von Monokulturen zu reduzieren. Der Schutz von natürlichen Lebensräumen und die Förderung von Wildkorridoren helfen, die Biodiversität zu erhalten. Die Landwirtschaft der Zukunft ist längst in der Gegenwart angekommen. Nachhaltigkeit und Biodiversität sind die Schlagwörter unserer Zeit, die durch mediale Bewusstseinsbildung immer mehr in unserem Denken verankert sind. Dank unermüdlichem Einsatz und der Innovationsfreude der österreichischen Landwirt:innen ist der Zug in Richtung Klimaneutralität hoffentlich noch nicht abgefahren. 
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Thomas Ries
Kleine Stadtfarm
Die „Kleine Stadtfarm — Verein zur Förderung des Gemeinwohls“ ist ein Zusammenschluss von etwa 20 ökologisch und sozialen Organisationen und Kulturschaffenden, die sich mit solidarischer Landwirtschaft, partizipativer Gestaltung des Lebensraumes, tiergestützter Pädagogik sowie künstlerischen, handwerklichen, ökologischen und sozialen Ansätzen beschäftigen. Hut & Stiel, eine der Initiativen, züchtet Speisepilze auf Kaffeesatz und ist ein Investment von fair-finance. Die Kleine Stadtfarm wird gemeinsam, mehrheitlich ehrenamtlich verwaltet, bespielt und bewirtschaftet.
kleinestadtfarm.org