künstliche bäume

Emissionen entfernen. Um die Erderwärmung aufzuhalten, arbeitet die Wissenschaft an „künstlichen Wäldern": DACS-Anlagen entfernen CO₂ aktiv aus der Atmosphäre.
Graphik die an eine Mauer aber auch Bamkreise erinnert
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IN DEN LETZTEN DREISSIG JAHREN
hat der weltweite Ausstoß an Kohlenstoffdioxid, der zu einer Erwärmung der Erdatmosphäre führt und so verheerende Umweltauswirkun­gen mit sich bringt, um 60 Prozent zugenommen. Der Wissenschaft ist klar: Um diesen Pro­zess aufzuhalten, reicht es nicht mehr, unsere Emissionen nur zu redu­zieren – wir müssen diese aktiv aus der Atmosphäre ziehen.
Fabrik mit der Aufschrift Carbon Engineering
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Filtern und speichern
Die Entnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und die anschließende sichere Speicherung der Emissionen existieren bereits seit einigen Jahren. Das Verfahren zählt zu den negativen Emissionstechnologien und wird in Fachkreisen als DACS bezeichnet – kurz für ,,Direct Air Capture with Reliable Storage". Wegen ihrer baumähnlichen Eigenschaften nennt man die DACS-Anlagen auch „Artificial Trees" (künstliche Bäume). Um CO₂ aus der Luft zu filtern, setzt man in diesen künstlichen Wäldern auf CO₂-absorbierende Chemikalien in Wasser oder soliden Feststoffen: Für beide Methoden werden Filter benötigt, die eine rie­sige Menge an Luft verarbeiten müssen. Dieser Prozess muss effizient sein: Denn nur 400 aus einer Million Moleküle – also 0,04 Prozent – entfallen auf das Gas. ,,Das CO₂ wird durch die Flüssigkeit von der Luft abgetrennt, indem es mit den sehr stark bindenden Molekülen in der Lösung reagiert“, erklärt Chemieingenieu­rin Prof. Jennifer Wilcox in ihrem TED Talk. Danach gilt es, das Kohlenstoffdioxid so zu speichern, dass es die Atmosphäre nicht weiter belasten kann – ein kostenintensiver Prozess, der enorme Wärmeenergie beansprucht. ,,Um eine Million Tonnen CO₂ pro Jahr aus der Atmosphäre zu ziehen, benötigt man ein ganzes Kraftwerk!“, so die Forscherin. Das eingefangene hochreine Gas lässt sich allerdings leichter verflüssigen und transportieren oder kann direkt als nachhaltiger Brennstoff oder nach­haltige Chemikalie eingesetzt werden. Ein weiterer großer Vorteil: DACS-Anlagen benötigen erheblich weniger Platz als natürliche Wälder, um die gleiche Menge CO₂ zu binden.

Zig Unternehmen arbeiten derzeit daran, die ,,künstlichen Wälder" günstiger zu gestalten. Darunter „Carbon Engineering" aus Kanada, deren Anlage pro Tag eine Tonne CO₂ extra­hiert und damit synthetische Kraftstoffe sowie Kaliumcarbonat produziert, oder „Global Thermostat" aus den USA, die sich auf DAC-­to-Fuel sowie CO₂ für Getränke spezialisiert haben. Aufgrund des hohen Materialaufwands kann DACS – so das ernüchternde Fazit der Forschungsgemeinschaft – das Klimaproblem nicht lösen. Zumindest nicht im Alleingang: Denn als Teil der Lösung stellen die „künstli­chen Wälder" durchaus eine hilfreiche Ergän­zung zu den Klimaschutzmaßnahmen – von Reduktion bis Prävention – dar.
Wald aus der Vogelperspektive
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Das Filtern von CO₂ aus der Atmosphäre, auch DACS genannt, ist einer von vielen Lösungs­ ansätzen im Kampf ge­gen den Klimawandel.
Quellenangaben
TED: Ein neuer Weg, C02 aus der Atmosphäre zu entfernen (2018).
ted.com/talks/jennifer_wilcox_a_new_way_to_remove_co2_from_the_atmosphere
ZENODO: Chancen und Risiken von Methoden zur Entnahme und Speicherung von C02 aus der Atmosphäre. (2023)
https://zenodo.org/records/7867248
Statist□: CO.-Emissionen weltweit in den Jahren 1960 bis 2022.
de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit-1751/