kapitalmärkte: vorsicht ist kein fehler
Mit einer Safety-First-Strategie haben die Anlageexpert:innen von fair-finance die Portfolios deutlich besser als die Mitbewerber durch das schwierige Anlagejahr 2022 gesteuert. Für heuer könnte das Comeback der Anleihen für eine gute Performance sorgen.
Fotocredit:
fair finance
Christoph Siegele, Portfoliomanager der fair-finance Vorsorgekasse, zur Performance 2022, die besser als der Branchenschnitt war: „Wir haben schnell reagiert und Risiken aus unseren Portfolios herausgenommen.“
soll man schon wieder
– oder ist es noch zu früh? Oder muss man sogar schon, weil man sonst das Beste verpasst? Wie es an den Aktienbörsen weitergeht, beschäftigt nach einem schwierigen Jahr 2022 derzeit alle Anleger:innen und Investor:innen, private wie auch Profis. Der Start ins Jahr war durchaus vielversprechend, wichtige Börsen wie der deutsche DAX und der amerikanische Dow Jones legten zu. Aber bedeutet das schon Entwarnung für ein Jahr mit schwachem Wirtschaftswachstum und möglicherweise sogar einer Rezession? „Die Gefahr einer Rezession ist nicht von der Hand zu weisen, auch wenn aktuelle Analysen und Prognosen darauf hindeuten, dass diese glimpflicher verlaufen bzw. ganz ausbleiben könnte“, sagt Christoph Siegele, Asset-/Portfoliomanager der fair-finance Vorsorgekasse. Doch weil Vorsicht selten ein Fehler ist, sind Siegele und das Team bei der Veranlagung in Aktien derzeit noch zurückhaltend. Interessanter sind Anleihen, speziell Unternehmensanleihen: „Im Vergleich zu Aktien erscheinen uns die Renditen von Unternehmensanleihen attraktiv, weshalb wir insbesondere bei Schuldnern mit guter Bonität selektiv zukaufen und nur in diesem Segment im Portfolio derzeit eine Übergewichtung fahren“, so Siegele.
Schon im schwierigen Jahr 2022 lagen die fair-finance-Expert:innen mit ihren Markteinschätzungen und Strategien ziemlich richtig – obwohl das Umfeld denkbar schwierig war. Der Krieg in der Ukraine, die Corona-Ausläufer, Lieferkettenprobleme, explodierende Energiekosten und galoppierende Inflation sowie als Folge davon die Anhebung der Zinsen durch die Notenbanken drückten sowohl die Kurse von Aktien als auch Anleihen deutlich in den Keller. Eine äußerst seltene Konstellation: Dass Aktien und globale Anleihen im Gleichklang derart hohe Verluste verzeichnen mussten, kann als Jahrhundertereignis bezeichnet werden, allerdings als negatives.
Die Strategie von fair-finance in dieser heiklen Konstellation: „Wir haben schnell reagiert und kontrolliert Risiken aus unserem Portfolio über die meisten Assetklassen hinweg herausgenommen“, erläutert Christoph Siegele, „zeitweise lag die Aktienquote in unseren Portfolios bei unter einem Prozent.“ Zudem wurde in Erwartung höherer Zinsen das Zinsrisiko deutlich abgesichert, was sich als goldrichtige Entscheidung erwies. Zur Safety-First-Strategie gehörte auch, die Veranlagung breit zu streuen und auch auf Anlageformen zu setzen, die nur wenig mit der Konjunktur und dem Auf und Ab an den Börsen korrelieren. Dazu gehören zum Beispiel Mikrokredite. In Summe konnte sich die fair-finance Vorsorgekasse damit zwar nicht der Talfahrt an den Finanzmärkten entziehen, hat sich aber im Vergleich mit der weltweiten Entwicklung mehr als respektabel geschlagen: Während etwa der Weltaktien-Index MSCI im vergangenen Jahr um 20,8 Prozent verlor und österreichische Staatsanleihen über alle Laufzeiten Kursverluste von über 21 Prozent „schlucken“ mussten, kam fair-finance mit einem Minus von 5,8 % vor Kosten (6,45 % nach Kosten) mit einem blauen Auge durch den Sturm. Wie gut die Anlageexpert:innen von fair-finance die Portfolios durch die raue See gesteuert haben, zeigt sich noch deutlicher im Vergleich mit den anderen österreichischen Vorsorgekassen. So lag die fair-finance Vorsorgekasse im Branchenvergleich auch klar besser als der Marktdurchschnitt.
Für heuer sehen die Vorzeichen für die Veranlagung besser aus. Der große Gamechanger auf den Kapitalmärkten sind Anleihen. Ihnen sagen praktisch alle Expert:innen 2023 ein großes Comeback voraus, da sich nach den Zinsanhebungen mit Anleihen wieder etwas verdienen lässt – endlich. „Wir konnten uns über viele neu gezeichnete HTM-Anleihen im letzten Jahr das gute Renditeniveau langfristig sichern, welche als künftige Renditetreiber und gleichzeitig als Risikopuffer fungieren. Zudem gehen wir davon aus, dass die Inflation sowohl in Europa als auch in den usa deutlich zurückgehen wird“, erläutert Siegele. Hauptgrund dafür sind die deutlich gefallenen Rohstoff- und Energiepreise und die wieder funktionierenden Lieferketten. Was Anleihen aktuell zusätzlich Attraktivität verleiht: Die Zinssätze am Markt signalisieren, dass die Zinsen in den USA in der ersten Jahreshälfte auf bis zu fünf Prozent steigen, dann in der zweiten Jahreshälfte aber bereits wieder sinken könnten. Dieses Szenario kann dann auch die Börsen wieder beflügeln. Allerdings ist Vorsicht geboten: „Angesichts des Zinsumfeldes und der Ungewissheit hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung erwarten wir, dass Aktien auch heuer volatil bleiben und sich tendenziell seitwärts bewegen“, betont Christoph Siegele. Wie gesagt: Vorsicht ist an den Finanzmärkten selten ein Fehler.
Minusjahr 2022
Performance wichtiger Indizes 2022
-5,8 %
fair-finance (vor Kosten)
-7,6 %
Betriebliche Vorsorgekassen (Durchschnitt)
Quelle: Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Quelle: Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
-20,8 %
MSCI World Index
-21,3 %
Österreichische Staatsanleihen (Durchschnitt aller Laufzeiten)
Quelle: Bloomberg Austria Government All Maturities, erfasst alle
Österreichischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit größer als ein Jahr
Quelle: Bloomberg Austria Government All Maturities, erfasst alle
Österreichischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit größer als ein Jahr