kapitalmärkte: jahresstart der superlativen
Im ersten Quartal 2025 hat sich gezeigt: Die USA halten (vermeintlich) die Trümpfe in der Hand — zum großen Leidwesen der globalen Märkte. Wie fair-finance durch diese unsicheren Zeiten navigiert, verrät Multi-Asset-Manager Christoph Siegele.

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kurse auf achterbahnfahrten,
Handelskriege zwischen Großmächten und große Verschiebungen auf den Kapitalmärkten: Das bisherige Jahr zeigt sich als eine Ära der Superlativen – und das leider nicht auf positive Weise. Das bestätigt auch Christoph Siegele, Multi-Asset-Manager bei der fair-finance Vorsorgekasse. Er beleuchtet für fair now!, wie sich die weltpolitischen Geschehnisse der letzten Zeit bislang auf die Märkte ausgewirkt haben und was das für die Anlagestrategie der Vorsorgekasse bedeutet.
Unter dem Daumen der USA
Wie auch in den Monaten zuvor war es vor allem die US-amerikanische Politik, die mit ihren Handlungen großen Einfluss auf die Weltmärkte genommen hat. Unter der Präsidentschaft von Donald Trump werden die USA derzeit zum „Land der unbegrenzten Misswirtschaft“ umfunktioniert – und schicken mit ihren politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen die Kurse der Kapitalmärkte auf Achterbahnfahrt. So wurden die Aktienkurse, die zu Anfang des Jahres noch Höchststände erreicht hatten, durch den von „Dealmaker Trump“ heraufbeschworenen Handelskrieg im März in eine regelrechte Talfahrt gestürzt. Am 2. April, den Trump als „Liberation Day“ bezeichnete, verlautbarte der US-Präsident im Zuge der „America First“-Strategie sogenannte „reziproke Zölle“, deren Berechnung übrigens jeglicher Nachvollziehbarkeit entbehrt. „Die schon vor Monaten angekündigten Zölle sind mittlerweile Realität geworden – und nicht mehr bloße Verhandlungstaktik. Der US-Präsident geht auf maximale Konfrontation mit vielen Ländern und verfolgt das mittelalterliche ‚Gesetz des Stärkeren‘“, erklärt Christoph Siegele die aktuelle Lage. „Welchen Schaden er damit weltweit – auch in den USA selbst – anrichtet, dürfte ihm nicht klar oder schlicht und ergreifend egal sein.“ Der US-Präsident setzte die höheren Zölle dann doch, wohl auch auf Druck aus den eigenen Reihen, für 90 Tage aus. Für alle bis auf China, mit denen sich die USA nun einen regelrechten Handelskrieg liefern. „Die gegenseitig mehrmals hochgeschaukelten Vergeltungsmaßnahmen belaufen sich derzeit auf stolze 145 Prozent für chinesische Importe in den USA und 125 Prozent auf amerikanische Importe in China“, weiß der Multi-Asset-Manager.
Neben den Eingriffen in den Welthandel arbeitet die Trump-Administration derzeit daran, die USA grundlegend umzustrukturieren. Das beginnt bei der gezielten Schwächung und dem Umbau wichtiger Institutionen, reicht von Deportationen von US-Staatsbürger:innen mit Migrationshintergrund sowie der Missachtung von Gerichtsurteilen bis hin zur Zensur von Medien und liberalen Meinungen. Die USA, wie man sie bisher kannte, deren Gewaltenteilung und Verfassung, werden ganz offen missachtet. Die Implikationen der Aktivitäten der aktuellen US-Regierung sind enorm, betont Christoph Siegele: „Dies ist ein sehr gefährliches Spiel. Sollte Trump tatsächlich in der Lage sein, die USA von einer Demokratie hin zu einer Oligarchie umzubauen, dann wäre das eines der bedeutendsten Ereignisse der Neuzeit. In Summe steuert die USA damit leider auf russische Verhältnisse zu und lässt die Alarmglocken für die Zukunft schrillen. Auch ein Präsident Trump kann es sich nicht leisten, dass die Märkte das Vertrauen in die us-Politik verlieren. Denn die Finanzmärkte beruhen auf Vertrauen, und wenn dies erst einmal verloren ist, dann lässt es sich nicht so schnell wieder aufbauen. Das hätte entsprechend gravierende Folgen für den US-Dollar und us-Staatsanleihen“. Im Angesicht dieser großen Umwälzungen treten Thematiken wie die KI-Entwicklung oder die schwelenden Kriegsgebiete in Hinblick auf die Kapitalmärkte derzeit in den Hintergrund.
Die Zölle sind mittlerweile Realität und nicht nur mehr bloße Verhandlungstaktik — er geht auf maximale Konfrontation und verfolgt das mittelalterliche ‚Gesetz des Stärkeren‘.
Christoph Siegele, Multi-Asset-Manager der fair-finance Vorsorgekasse

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Achterbahnfahrt der Kurse
Trumps „Liberation Day“ hatte immense Konsequenzen für die Kapitalmärkte. Zum einen brachen die Aktienkurse ein. So verlor der S&P 500 (in EUR) binnen zwei Tagen über zehn Prozent an Wert. „Damit sind mehr als sechs Billionen Dollar (> 6.000 Mrd.) an Marktkapitalisierung vernichtet worden“, so Christoph Siegele. Zugleich kam es zu einem Run auf die größere Sicherheit versprechenden Staatsanleihen, was deren Renditen sinken ließ. So fielen die Renditen bei zehnjährigen US-Treasuries kurzzeitig auf 3,9 Prozent, weiß der Multi-Asset-Manager. „Als man realisierte, welche Auswirkungen Trumps Zollpolitik auf den Weltmarkt haben würde, wurden die Staatsanleihen wieder abgestoßen. Das hatte einen Anstieg der Renditen binnen Tagen auf 4,5 Prozent zur Folge“, erläutert der Experte. „Weiter steigende Renditen auf fünf Prozent oder mehr könnten in weiterer Folge wiederum die Märkte destabilisieren.“ Die Verwerfungen haben natürlich auch großen Einfluss auf Risikopapiere. Im Falle von Investmentgrade Corporate Bonds, High Yield Bonds und Hybridanleihen haben sich die Risikoaufschläge, sogenannte Spreads, ausgeweitet (vergrößert). Einfach gesagt bedeutet dies: Die Angst vor Verlusten drückt sich in höheren Zinsen aus, die die Investor:innen für riskantere Anleihen verlangen. Auch die Inflation werde der heraufbeschworene Handelskrieg wohl noch befeuern, ist Christoph Siegele überzeugt. Anzeichen dafür gibt es bereits jetzt. So steigen derzeit die Renditen sogenannter Inflation-Swaps – also eine Kennzahl für die Inflationserwartung – und auch die Preise, die Unternehmen für ihre Produkte zahlen. Im schlimmsten Fall könne dies zu steigenden Arbeitslosenraten und zugleich zu Preisanstiegen führen, warnt der Experte. „Denn damit wären Zentralbanken mit Dualmandat von Maximalbeschäftigung und Preisstabilität faktisch vor die Wahl gestellt“, so der Multi-Asset-Manager. „Man kann sich einerseits dafür entscheiden, der Wirtschaft durch geringere Leitzinsen unter die Arme zu greifen und Arbeitslosigkeit zu senken – dies heizt allerdings die Inflation an. Möchte man der Inflation andererseits mithilfe von Zinserhöhungen Einhalt gebieten, würde man damit wiederum die Wirtschaft weiter schwächen und die Arbeitslosigkeit weiter antreiben. Die Zentralbanken wären in einem solchen Szenario mit einem großen Dilemma konfrontiert.“
Kurz erklärt:
Asset-Allokation
Unter der Asset-Allokation versteht man die strategische Investition des Kapitals auf die verschiedenen Anlageklassen – darunter Aktien und Anleihen, aber auch Immobilien und andere alternative Investments (z.B. erneuerbare Energien, Private Equity etc.). Eine gelungene Allokation ist abhängig von den individuellen Anlagezielen, der persönlichen Risikobereitschaft sowie dem Zeithorizont der Investition.

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Kühler Kopf in Krisenzeiten
Für die Anlagestrategie von fair-finance bedeutet dies, ständig bereit zu sein, auf Veränderungen am Markt reagieren zu können. „Aus den zuvor angeführten Ereignissen und der aktuell unsicheren Lage resultiert die Notwendigkeit, die Märkte und insbesondere die politischen Geschehnisse intensiv zu beobachten und schnell zu reagieren“, erzählt der fair-finance- Experte. „Risiko gilt es mit Bedacht und an den richtigen Stellen einzugehen – Vorsicht ist hier besser als Nachsicht.“ Die Bedingungen ändern sich täglich, hinzu kommen unvorhergesehene Ereignisse und politische Entscheidungen, die einen sicheren Ausblick erschweren. Vorhersagen haben daher derzeit auch nur für kurze Zeit, manchmal für einige Stunden, Gültigkeit. „Zu viele Variablen sind in Bewegung“, erklärt Christoph Siegele. „Die momentanen hohen Preisschwankungen gestalten die taktische Asset-Allokation besonders herausfordernd, da man weder zu viel noch zu wenig Risiko im Portfolio haben möchte.“ Die Kunst liegt darin, die richtige Balance zu finden: Das Portfolio muss so gestaltet werden, dass mögliche versteckte Risiken erkannt und verringert oder vermieden werden. Auch, wenn die fair-finance im Angesicht all dieser Unsicherheitsfaktoren mit der größtmöglichen Expertise agiert, so hofft der Multi-Asset-Manager doch darauf, dass Europa sich den aktuellen sowie zukünftigen Herausforderungen stellen wird. „Es bleibt zu hoffen, dass die EU-Mitglieder sich in dieser politischen Krise zusammenraufen und geeignete Lösungen finden“, sagt Christoph Siegele. „So könnten zum Beispiel Infrastrukturinvestments in nachhaltige erneuerbare Energie eine Reduktion der Abhängigkeiten von Ländern mit fossiler Energie – darunter die USA und Russland – bewirken, wodurch mittelfristig die Verhandlungsposition der eu gestärkt werden würde.“ Zwar verfolgt die EU mit dem Green Deal offiziell eine nachhaltige Strategie, doch hinter den Kulissen bestimmen politische Interessen – etwa im Rahmen von Zollverhandlungen oder Energiepartnerschaften – oft mit, wie konsequent dieser Kurs tatsächlich umgesetzt wird. Wie genau die Situation sich entwickeln wird, steht noch in den Sternen. Worauf man aber vertrauen darf, ist die Expertise von fair-finance, die auch in solch wechselhaften Zeiten besonnen und vorausschauend investiert und agiert.
Kurz erklärt:
Trumps Zollpolitik
Trumps aktuelle Zollpolitik markiert einen radikalen Kurswechsel hin zu protektionistischen Maßnahmen. Die erhöhten Zölle zielen darauf ab, das US-Handelsdefizit zu verringern und die heimische Produktion zu stärken. Zu den Auswirkungen zählen allerdings enorme Kurseinstürze sowie die Destabilisierung bestehender Handelsbeziehungen. In Zukunft wird die Zollpolitik, so Ökonom:innen, wohl zu steigender Inflation und zu einer möglichen Rezession führen.