kapitalmärkte:
ein turbulenter sommer
Herausforderungen. Das erste Halbjahr und der Sommer 2024 waren eine Zeit der Turbulenzen - welche Herausforderungen es zu bewältigen galt und gilt, erläutert Multi-Asset-Manager Christoph Siegele.
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DIESER SOMMER HAT
wirklich niemanden kalt gelassen – auch fair-finance nicht. Denn nicht nur meteorologisch, sondern auch auf den Märkten ging es heiß her, wie Christoph Siegele, MultiAsset-Manager der fair-finance Vorsorgekasse, im Gespräch mit fair now! betont. Von geopolitischen Spannungen über Inflation bis hin zu unerwarteten Marktschwankungen galt es, schnell und schlau zu agieren.
Ein hoffnungsvoller Start
Wir erinnern uns zurück: 2024 begann relativ optimistisch – die
Aktienmärkte stiegen in der ersten Jahreshälfte leicht an, besonders
die USA durften sich über solides Wachstum freuen. ,,Da das Inflationsthema immer mehr verblasste, wurde der Fokus mehr auf die wirtschaftliche Entwicklung sowie Unternehmensgewinne gelegt – mit spannenden Implikationen und Marktmeinungen“, bemerkt Christoph Siegele. So erhöhte auch fair-finance ihre Aktienquote, um der anhaltend hohen Risikoneigung Rechnung zu tragen. In Europa war man währenddessen wirtschaftlich damit beschäftigt, nicht zurückzufallen. Das us-Wachstum konnte zuletzt weiter zulegen, auch die Prognosen für das dritte Quartal sind vielversprechend (die offiziellen Zahlen werden Ende Oktober veröffentlicht). Der Multi-Asset-Manager prognostiziert ein „Soft Landing" der US-Wirtschaft als wahrscheinlichstes Szenario. Dies könnte in weiterer Folge positive Impulse für Europa geben und den aktuellen Abwärtstrend bremsen oder gar umkehren. In Anbetracht dieser Entwicklungen ging man bei fair-finance „ab Q2 von weiter (leicht) steigenden Aktienmärkten" aus, während auf den Anleihemärkten eine recht zurückhaltende Erwartungshaltung vorherrschend war.
Aktienmärkte stiegen in der ersten Jahreshälfte leicht an, besonders
die USA durften sich über solides Wachstum freuen. ,,Da das Inflationsthema immer mehr verblasste, wurde der Fokus mehr auf die wirtschaftliche Entwicklung sowie Unternehmensgewinne gelegt – mit spannenden Implikationen und Marktmeinungen“, bemerkt Christoph Siegele. So erhöhte auch fair-finance ihre Aktienquote, um der anhaltend hohen Risikoneigung Rechnung zu tragen. In Europa war man währenddessen wirtschaftlich damit beschäftigt, nicht zurückzufallen. Das us-Wachstum konnte zuletzt weiter zulegen, auch die Prognosen für das dritte Quartal sind vielversprechend (die offiziellen Zahlen werden Ende Oktober veröffentlicht). Der Multi-Asset-Manager prognostiziert ein „Soft Landing" der US-Wirtschaft als wahrscheinlichstes Szenario. Dies könnte in weiterer Folge positive Impulse für Europa geben und den aktuellen Abwärtstrend bremsen oder gar umkehren. In Anbetracht dieser Entwicklungen ging man bei fair-finance „ab Q2 von weiter (leicht) steigenden Aktienmärkten" aus, während auf den Anleihemärkten eine recht zurückhaltende Erwartungshaltung vorherrschend war.
„Wir bewegen uns in der Regel nahe der strategischen Asset Allocation. Vor allem während der hochvolatilen Phase haben wir die Entwicklungen sehr intensiv beobachtet, analysiert und mögliche Szenarien abgeleitet."
Christoph Siegele, Multi-Asset-Manager der fair-finance Vorsorgekasse
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Ein Sommer voller Überraschungen
Auf die Frage, ob er einen entspannten Sommer gehabt habe, muss Christoph Siegele etwas schmunzeln. Privat, ja. Beruflich jedoch hatten er und seine Kolleg:innen alle Hände voll zu tun. ,,Anfang August haben die Märkte deutliche Verluste verzeichnet, nachdem es – nicht nachvollziehbare – Rezessionsängste aus den USA und gleichzeitig eine unerwartete geldpolitische Wende seitens der japanischen Notenbank gegeben hat“, fasst der Multi-Asset-Manager zusammen. Im Zusammenspiel führte dies zu einer sehr hohen Volatilität am Markt, zugleich sah man durch die Nachfrage nach Sicherheit einen deutlichen Rückgang bei den Renditen der Staatsanleihen weltweit, die sich seither auf deutlich niedrigeren Niveaus eingependelt haben. Und auch die Euphorie für die mit Künstlicher Intelligenz in Verbindung stehenden Tech-Aktien ebbte im August deutlich ab.
,,Die große Frage lautet, ob hier ein Trendwechsel des bisher bullischen Sentiments stattfinden wird – oder sogar bereits stattgefunden hat." Trotz dieser Turbulenzen blieb fair-finance ihrer Strategie rund um die Asset Allocation treu. ,,Vor allem während der hochvolatilen Phase wurden die Entwicklungen sehr intensiv beobachtet, analysiert und mögliche Szenarien abgeleitet“, so Christoph Siegele.
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,,Letztlich entschied man sich sogar, die Aktienquote aufzustocken, da man die zuvor genannten Rezessionsängste für übertrieben hielt und man auch von einer schnellen Abwicklung der Carry Trades mit dem japanischen Yen ausging." Eine Entscheidung, die sich als richtig erwies. Denn nur drei Wochen später kehrten die Aktienmärkte auf Rekordhöhen zurück. Ebenso tätigte man im Q.2 weitere Käufe von attraktiven Anleihen in dem Hold-to-Maturity-Segment, die das Renditenniveau langfristig sichern sollten. Nach einem leichten Anstieg der Renditen im Q.2 2024 fielen diese im Juli mit den normalisierten Arbeitsmarktzahlen und den gesunkenen Inflationsraten. Im August sorgten die bereits erwähnten Vorkommnisse Anfang des Monats für weiteren Aufwärtsdruck der Preise – und damit fallende Renditen – auf den Anleihemärkten auf nunmehr „sehr ambitionierte Levels".
,,Viele Marktteilnehmer:innen waren und sind der Ansicht, dass die FED auf Basis der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beziehungsweise der sinkenden Inflation ihren Zinssenkungszyklus einläuten kann oder sogar muss."
Doch Siegele wendet ein: ,,Unserer Ansicht nach sind jedoch die Marktteilnehmer:innen deutlich übers Ziel hinausgeschossen, denn aktuell werden rund 2,25 Prozent Zinsrückgang in den USA bis Juli 2025 gepreist. Ähnlich auch in der Eurozone, wo rund sieben Zinssenkungen und damit 1, 75 Prozent vom aktuellen Zinsniveau bis Juli 2025 erwartet werden." Dabei könne man beinahe von „Notzinssenkungen" der Bondmärkte sprechen, führt er aus. ,,Unserer Ansicht nach spiegeln diese aber nicht die wirtschaftliche Realität wider. Aus diesem Grund wird für die kommenden Monate über die gesamte Zinsstrukturkurve hinweg von höheren Renditen ausgegangen, sofern es nicht zu einer unerwarteten Eintrübung der us-Konjunktur kommt." Nach wie vor als „Sweet Spot" der Assetklassen gelten Investment Grade Corporate Bonds (IGCB). ,,Diese Anleihen weisen noch immer eine ansprechende Rendite auf und sind auch vom Spreadrisiko her ausgewogen." IGCB sind auch in der zweiten Jahreshälfte ein Muss für ein ausgewogenes Portfolio mit kalkuliertem Risikoprofil – und vor allem in Hinblick auf die erwarteten Zinssenkungen besonders attraktiv.
Doch Siegele wendet ein: ,,Unserer Ansicht nach sind jedoch die Marktteilnehmer:innen deutlich übers Ziel hinausgeschossen, denn aktuell werden rund 2,25 Prozent Zinsrückgang in den USA bis Juli 2025 gepreist. Ähnlich auch in der Eurozone, wo rund sieben Zinssenkungen und damit 1, 75 Prozent vom aktuellen Zinsniveau bis Juli 2025 erwartet werden." Dabei könne man beinahe von „Notzinssenkungen" der Bondmärkte sprechen, führt er aus. ,,Unserer Ansicht nach spiegeln diese aber nicht die wirtschaftliche Realität wider. Aus diesem Grund wird für die kommenden Monate über die gesamte Zinsstrukturkurve hinweg von höheren Renditen ausgegangen, sofern es nicht zu einer unerwarteten Eintrübung der us-Konjunktur kommt." Nach wie vor als „Sweet Spot" der Assetklassen gelten Investment Grade Corporate Bonds (IGCB). ,,Diese Anleihen weisen noch immer eine ansprechende Rendite auf und sind auch vom Spreadrisiko her ausgewogen." IGCB sind auch in der zweiten Jahreshälfte ein Muss für ein ausgewogenes Portfolio mit kalkuliertem Risikoprofil – und vor allem in Hinblick auf die erwarteten Zinssenkungen besonders attraktiv.
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Ein Blick in die Kristallkugel
Die zweite Jahreshälfte 2024 verspricht spannend zu bleiben. Das positive Sentiment rund um Künstliche Intelligenz wird, so Siegele, wohl weiter abnehmen. Dies könnte in weiterer Folge die Stimmung an den Aktienmärkten trüben, aber auch dazu führen, dass Value-Aktien oder Small Caps, also kleinere Firmen, die zuletzt schlechter abgeschnitten haben, relativ gesehen besser performen werden. Zudem gibt es viele Unsicherheitsfaktoren, wie die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl und globale Konflikte, die für erhöhte Marktvolatilität sorgen könnten. ,,Auf der anderen Seite kann man, insbesondere in den USA, eine stabile wirtschaftliche Entwicklung erken-nen, was die Aktien- und Kreditmärkte weiter antreiben kann“, ergänzt Christoph Siegele. Trotz dieser Unsicherheiten blickt fair-finance zuversichtlich in die nahe Zukunft. ,,Durch unseren aktiven Investmentansatz beobachten und evaluieren wir laufend die Geschehnisse an den Märkten und können dadurch schnell reagieren.", sagt Siegele.
Kurz erklärt: Spreads
Unter Spreads versteht man den Renditeunterschied von Wertpapieren und sehr sicheren Anlagen wie Staatsanleihen. Spreads dienen dazu, das Risiko der verschiedenen Assetklassen zu bewerten.