jede woche eine neue chance

Obwohl Damengolf in hiesigen Gefilden dem Herrengolf immer noch hinterherhinkt, gibt es vielversprechende Anzeichen für eine Veränderung: Proette Emma Spitz, 23, schlägt ein neues Kapitel im österreichischen Golfsport auf.
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Mark Runnacles / LET
seit zwei jahren
ist die Niederösterreicherin Emma Spitz Golf-Proette, also Profigolferin. Doch während männliche Golfer durchaus im medialen Rampenlicht stehen, scheint der Damengolfsport bislang weder in den Köpfen der Zuschauer:innen noch in den Medien angekommen zu sein. Trotz der beeindruckenden Erfolge, die Spitz in der Welt des Profi-Golfsports bereits erzielt hat: Als allererste Österreicherin qualifizierte sie sich vergangenes Jahr sensationell für die Teilnahme an der US Women’s Open in Pebble Beach, einem der prestigeträchtigsten Golfturniere für professionelle Golferinnen weltweit. Davor holte sie Bronze bei den Olympischen Jugendspielen und schlug sich als Spitzenamateurin bis auf Rang fünf in der Amateurweltrangliste durch. Was Golf für sie bedeutet? „Dass jede Woche wieder eine neue Chance da ist. Dass meine nächste Woche immer die beste werden kann. Dass ich ständigen Herausforderungen ausgesetzt bin, das ist für mich das Beste am Golf“, schwärmt Emma Spitz.
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Emmas Wunsch ist, dass es bald noch mehr Mädels im Golfsport geben wird. Ihr großes Ziel ist Olympia.
Das liebe Geld
Sie war sieben, als sie ihren ersten Golfschläger in der Hand hielt. Eine erfolgreiche Turnierserie beim Schülercup gab schließlich den Ausschlag dafür, bei diesem Sport zu bleiben – mit 15 gewann sie bereits die Staatsmeisterschaft, und zwar in der Erwachsenenklasse. Während ihres College-Studiums an der UCLA in Kalifornien stand dann für sie schnell fest, Golf-Proette zu werden, und „nichts anderes“, wie sie sagt. Obwohl sie sich damit auf ein schwieriges Terrain begibt, denn: „Die größte Herausforderung dabei ist das Geld. Golf als Profisport ist teuer. Die Preis- und Sponsor:innengelder im Damengolf sind im Vergleich zu den Herren deutlich niedriger, und ohne den Verband wäre es für viele Spielerinnen schwierig, finanziell über die Runden zu kommen“, erzählt die junge Golferin.

„Auch die TV-Übertragungen hängen von etwaigen Sponsor:innen ab“, so Spitz. Sogar die Golf-Hauptmedien wie etwa Sky übertragen selten Damen-Golfturniere, „maximal gibt es einen YouTube-Live-Stream. Aber es wird besser. Auch in Österreich investiert man mittlerweile mehr Geld ins Damengolf. „Auf der Tour in Europa waren wir bald zu dritt unterwegs. Ich hoffe, dass es schon bald mehr Mädels im österreichischen Golfsport geben wird“, sagt Emma Spitz zuversichtlich. Dennoch habe sie es sich einfacher vorgestellt, gibt sie zu. Ihre Erfolge und ihre Bekanntheit schon als Amateurin hätten ihr persönlich geholfen, aber es sei wirklich schwierig, an passende Sponsor:innen zu kommen. „Es stimmt einfach nicht, dass mit den Siegen automatisch sofort die Sponsor:innen Schlange stehen. Man muss sich selbst darum kümmern, dass was passiert“, erzählt die Sportlerin.
Ihre mentale Stärke hat sich Emma über viele Jahre hinweg aufgebaut.
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Alltagsleben einer Golf-Proette
Im Alltag einer Profigolferin regiert die Abwechslung, jeder Tag und jede Woche sind anders. Viele Wochen verbringt die Sportlerin im Ausland, die Hälfte des Jahres ist sie auf Reisen und unterwegs zu Turnieren. Ansonsten wird täglich drei bis sechs Stunden trainiert, dazu kommen Fitnesseinheiten und Physiotherapie. Anstatt den Tag im Büro oder auf der Uni zu verbringen, arbeitet Emma Spitz täglich am Golfplatz und im Fitnesscenter. Wenn Emma erzählt, wirkt sie ruhig, sympathisch und vollkommen geerdet. Diese Ruhe kommt nicht von ungefähr. Die mentale Stärke, die sie für ihren Beruf täglich braucht, hat sie sich jahrelang aufgebaut. Dabei habe sie gelernt, mit schwierigen Situationen optimal umzugehen. Ja, es gebe gute und schlechte Tage am Golfplatz, aber genau dadurch habe sie diese Stärke sukzessive gewonnen. Auch das Zuhause gibt ihr Kraft: „Jeder Tag daheim macht mich froh“, freut sich Emma Spitz, wenn sie bei ihren Eltern und Freund:innen, im heimatlichen Golfclub Schönborn in Niederösterreich oder in ihrer neuen Wohnung ist. Wie lange kann man eigentlich als Profigolferin erfolgreich „mitspielen“? „Relativ lang“, sagt Spitz, „bis über 40“. Aber natürlich müsse man als Frau auch eine etwaige Familienplanung mit einrechnen. Eine solche Unterbrechung in der Profi-Golfkarriere fällt bei Männern eben weg. Noch ein Vorteil im Herrengolf. Aber jetzt steht sie erstmal in den Startlöchern für ihre nächsten Ziele: Eine gute Saison 2024 in der European Tour will sie absolvieren, und dabei hat sie stets das große Ziel Olympia vor Augen. „Olympia, mein Traum“, schwärmt die junge Golf-Proette, die sich durchaus auch vorstellen kann, für den Job in die USA zu übersiedeln.
Was sie wohl jetzt tun würde, wenn sie damals nicht den Golfschläger in die Hand bekommen hätte? „Eine gute Frage“, sagt Emma lachend. „Einen Plan B oder C hatte ich nie. Wahrscheinlich würde ich Ärztin werden wollen. Dann würde ich jetzt wohl noch studieren, anstatt als Golfprofi in der Welt herumzureisen. Das jedoch“, so Emma schmunzelnd, „wäre nur Plan D gewesen“.
Weitere Erfolge von Emma Spitz
✱ Als erste Österreicherin Siegerin beim Girls‘ British Open Amateur
Championship 2018

✱ Bronze bei den Olympischen Jugendspielen 2018 in Argentinien im
Einzelwettbewerb

✱ Erstplatzierte bei der Österreichischen Stroke Play Meisterschaft (2015,
2016, 2020, 2021), Vizemeisterin 2018 und 2019 sowie Siege beim Italienischen Internationalen Amateur Championship und beim Slovenian Amateur
Championship

✱ Dritter Platz beim Augusta National Women’s Amateur 2021, zweiter Platz bei den NCAA Division der Women’s Golf Championships 2021

✱ Als erste Österreicherin für die Teilnahme an der US Women’s Open in
Pebble Beach 2023 qualifiziert und mit dem 59. Endrang als erste Österreicherin auch ein Preisgeld mitgenommen

✱ Eine Olympia-Qualifikation hängt von der Position in den offiziellen Weltgolf-­Rankings (OWGR) und den verbleibenden Qualifikationsturnieren bis zum Qualifikationsende ab.