jane goodall
gespräch: eine lebensmission

Dr. Jane Goodall hat nicht nur unser Verständnis für Tiere revolutioniert, sondern auch Menschen weltweit inspiriert, sich für den Naturschutz zu engagieren. Als international anerkannte Umwelt­aktivistin ist sie eine leidenschaftliche Verfechterin des Schutzes bedrohter Arten und Ökosysteme. Goodall engagiert sich aktiv für Frauenrechte und den Klimawandel und verbreitet ihre Botschaft global.
Fotocredit:
Frame X Frame Films
Wir müssen respektvoll und klug handeln. Und zwar jetzt.
Jane Goodall
Was hat Sie dazu inspiriert, sich für Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen, und wie hat sich Ihr Engagement im Laufe der Jahre entwickelt?
jane goodall:
Im Regenwald von Gombe begann 1960 das größte Abenteuer meines Lebens – die Erforschung wilder Tiere, genauer gesagt der Schimpansen. 1986 nahm ich jedoch an einer Konferenz teil, die mein Leben vollkommen veränderte. Ich erfuhr vom drastischen Rückgang des Regenwalds sowie der Schimpansen und über medizinische Forschung an Menschenaffen. Ich verließ mein geliebtes Gombe, um mich für ihren Schutz einzusetzen. Ich besuchte Versuchslabore und reiste durch Afrika, um die Gefahren für Schimpansen besser zu verstehen. Dabei erfuhr ich von den Problemen und Anliegen der Menschen. So entstanden das Jane Goodall Institute und die ersten holistischen Projekte. Über all die Jahrzehnte traf ich so viele engagierte Menschen, Wissenschaftler:innen, Kinder und Jugendliche. Diese Begegnungen inspirieren mich jeden Tag aufs Neue.
Welche Projekte oder Initiativen verfolgen Sie aktuell, um die Nachhaltigkeit zu fördern?
jane goodall:
Unsere Projekte reichen von Bildung über Hilfe zur Selbsthilfe bis hin zu Initiativen für nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Wir realisieren große Aufforstungsprogramme und schützen Lebensraum für Menschen und Tiere. Grundlage vieler Projekte ist das 1994 gegründete Programm TACARE, in dem es um die Unterstützung von Menschen in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Gesundheitswesen sowie Infrastruktur geht. Der Fokus unserer Arbeit ist das Überleben der Schimpansen. Aber dies kann nur gelingen, wenn Menschen Zusammenhänge erkennen und Artenschutz ganzheitlich umgesetzt wird.
Welche Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf den Umweltschutz, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, und wie können wir ihnen begegnen?
jane goodall:
Menschliche Gier und Ignoranz sind Motoren vieler negativer Entwicklungen auf unserer Welt. Eine weitere große Herausforderung ist die Zeit, die uns noch bleibt, um der Klimakrise entgegenzusteuern. Es ist ein kleines Zeitfenster, in dem wir all unsere Möglichkeiten, unser Hirn und die Technologie für den Umweltschutz nützen müssen. Wenn wir das Überleben der Erde – und somit auch unser Überleben – sichern wollen, heißt es respektvoll und klug zu handeln. Und zwar jetzt.
Welche Rolle spielen Bildung und Bewusstsein für Nachhaltigkeit in Ihrem Kampf für den Umweltschutz?
jane goodall:
Eine sehr große. Nur wer etwas weiß und Zusammenhänge versteht, der kann etwas verändern. Verständnis und Wissen sind so wichtige Werkzeuge, wenn es darum geht, sich für den Schutz unseres Planeten einzusetzen. Unsere Bildungsinitiativen beginnen in Schulen und reichen bis in die Gemeinden. Außerdem setzen wir stark auf das Empowerment von Mädchen und Frauen in Afrika. In unseren Aufforstungsprojekten sind die Wissensvermittlung von nachhaltigen Land- und Forstwirtschaftstechniken sowie das Verständnis für verantwortungsvolles Handeln und der Umgang mit den Auswirkungen der Klimakrise immanente Bestandteile.
Wie kann die Gesellschaft insgesamt dazu beitragen, eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen? Beziehungsweise wie können Menschen ihren Alltag nachhaltiger gestalten und einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben?
jane goodall:
Reduktion, Verzicht, Respekt, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen – das sind nur einige Möglichkeiten beziehungsweise Verhaltensweisen, die dazu beitragen. Wichtig ist, zu erkennen, dass man keinen Tag durchleben kann, ohne dass es Auswirkungen auf die Welt hat. Und wir alle haben die Wahl, welche Art von Auswirkung das sein soll. Auch wenn uns fast täglich negative Nachrichten erreichen, dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben! Die Angst ist ein Faktor, der uns antreibt. Aber wir brauchen auch Geduld, die uns durchhalten lässt. Denn es gibt so viel Schönes und Einmaliges auf dieser Welt, das es zu bewahren gilt. Für uns und zukünftige Generationen. 
janegoodall.at