inseln mit impact

Reisen kann nicht nur schön, sondern auch bereichernd sein — sowohl für die
Destination als auch für Reisende selbst, wie diese beiden Inseldestinationen zeigen.
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Christina Horn
Príncipe: schützenswertes Paradies
seien es nun
nachhaltiger Tourismus, der Schutz maritimen Lebens oder die Förderung sozialer Projekte: Zahlreiche Organisationen rund um den Globus engagieren sich in ihrer täglichen Arbeit für den Erhalt ihrer Umwelt. Die Unterstützung von Destinationen wie Príncipe im Golf von Guinea oder Familienunternehmen wie Ship Island Excursions in Mississippi helfen Mensch und Umwelt – und zeigen, dass Reisen nicht nur schön, sondern auch sinnvoll sein können.
Tropeninsel mit Vision
Eine entlegene, einsame Insel: Palmen wiegen sich leise in der Brise. Türkisblaue Wellen rollen langsam an menschenleere Sandstrände heran; mit etwas Glück erspäht man Wale in der Ferne. Kein Massentourismus. Keine Müllberge. Und dennoch alle Annehmlichkeiten, die man sich wünschen kann. Príncipe ist das Zeug, aus dem die Reiseträume sind. Die kleinere Hälfte des westafrikanischen Inselstaats São Tomé und Príncipe ist aber mehr als „nur“ ein Tropenidyll. Seit Jahren hat man sich, unter der Leitung von HBD Príncipe und der Fundação Príncipe, auf die Bewahrung des Eilands spezialisiert.
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Christina Horn
Vom Anbau einer zertifiziert vogelfreundlichen Kakaoplantage bis zur umweltfreundlichen Agroforstwirtschaft: HBD Príncipe denkt Nachhaltigkeit ganzheitlich.
Die Fundação Príncipe wurde vor mehr als einem Jahrzehnt als Teil der nachhaltigen Entwicklungsorganisation HBD Príncipe ins Leben gerufen. Heute agiert die 50-köpfige Foundation autonom und widmet sich tagtäglich dem Erhalt der biologischen Vielfalt sowie der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des grünen 7.000-Seelen-Eilands. So werden etwa bedrohte und endemische Tierarten, von Vögeln bis hin zu Schildkröten, aktiv geschützt oder lokale Gemeinschaften und Projekte, darunter eine weiblich geführte Schmuckmanufaktur, unterstützt. Damit führt die Fundação den Schutzauftrag der UNESCO, die die Insel 2012 zum Biosphärenreservat ernannte, stetig fort.
Auch die ehemalige Mutterorganisation ist nach wie vor aktiv und setzt sich für ein gesundes Gleichgewicht von Tourismus, Kultur, Entwicklung und Umwelt ein. „Das Unternehmen konzentriert sich seit jeher auf eine Vision: die nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung von Príncipe und den Schutz des UNESCO-Biosphärenreservats“, erklärt Emma Chase, Nachhaltigkeitsdirektorin bei HBD Príncipe. „Diese Mission soll durch integrierten Ökotourismus, Agroforstwirtschaft, unterstützende Dienstleistungen und soziale Initiativen erreicht werden.“ Strategische Entscheidungen werden daher immer in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit gefällt; das zeigt sich unter anderem in der Führung der vier luxuriösen Hotels der Organisation – drei auf Príncipe, eines auf der Hauptinsel São Tomé. „Zur betrieblichen Nachhaltigkeit etwa gehört die Verwendung lokaler Materialien, die Einbeziehung der lokalen Kultur, Energieeffizienzmaßnahmen, Abfallreduzierung, Recycling und all die Dinge, die unsere Arbeitsweise und die Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gemeinden beeinflussen“, erzählt Emma Chase. So wird etwa der Abfall der Hotels mit großer Sorgfalt getrennt und weiterverwertet oder umweltschonend entsorgt. „Glas etwa wird zu 100 Prozent zu Glassand zerkleinert, den wir dann für Bauprojekte verwenden. Aus HDPE-Kunststoff wiederum fertigen wir Untersetzer und Schilder für unsere Agroforstwirtschaft“, so die Direktorin. Daneben setzt die Organisation Urwald-Ranger:innen ein, die den Baum-, Stein- und Sandbestand schützen oder unterstützt die Entwicklung der Terra Prometida, einer neuen Siedlung für ehemalige Plantagenfamilien. HBD Príncipe hat zudem einen eigenen Hotelfonds ins Leben gerufen, der die vielen lokalen Projekte unterstützt. Dieser wird durch den Naturschutz- und Gemeindebeitrag der vier Hotels gespeist. 25 Euro pro Nacht zahlen die Gäste für diesen – und tragen so ihren Teil zur nachhaltigen Vision der Insel bei.
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Christina Horn
Wer zielgerichtet reist, kann Orte unterstützen und schützen.
Im Namen des Meeres
In vielen Fällen ist Umweltschutz keine präventive, sondern eine akute Maßnahme. So etwa in den USA, an der paradiesischen Küste von Gulfport, Mississippi. Die hier seit Anfang des 19. Jahrhunderts ansässige Familie Skrmetta, deren Vorfahren aus Brač in Kroatien stammen, hat ihr Leben nicht nur dem Tourismus gewidmet, sondern auch dem Schutz und Erhalt der marinen Biosphäre im Golf von Mexiko. Die vorgelagerte Insel Ship Island, die die Skrmettas mit ihrer Reederei Ship Island Excursions tagtäglich ansteuern, ist nicht nur durch Hurricanes gefährdet, sondern auch durch menschengemachte Umweltkatastrophen. Stichwort: Deepwater Horizon. Etwa 800 Millionen Liter Öl flossen durch die Explosion der berüchtigten Ölbohrplattform im April 2010 ins Meer. Die Auswirkungen des Vorfalls waren noch vor der Küste Mississippis spürbar. Die Skrmettas, die mit Erlaubnis des National Park Service Tagesausflügler:innen zur 17 Kilometer vor der Küste liegenden Ship Island bringen, setzten sich damals (und bis zum heutigen Tag) für den Schutz der Küstengewässer ein. Dass ihnen deren Erhalt am Herzen liegt, zeigte sich schon in den 1970er Jahren, als das Unternehmen zum Konzessionär des National Park Service wurde. Die Aufgabe des NPS ist es, die natürlichen und historischen Ressourcen der Barriereinseln zu erhalten und zu schützen. Als Konzessionär unterstützt Ship Island Excursions diese Initiativen ebenso wie Maßnahmen gegen Entwicklungen, die das Ökosystem bedrohen könnten. Unter diesen auch der Vorfall bei Deepwater Horizon, bei dem anfänglich nicht klar war, wie groß die Auswirkungen des Öllecks auf die Küstenregion vor Mississippi tatsächlich sein würden.
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Wolfgang Streitbörger/ mississippi-reisen
Ship Islands unberührte Strände werden durch das Engagement der Familie Skrmetta geschützt.
So machte Louis Skrmetta 2010 zum einen medial auf die möglichen Konsequenzen des Ölteppichs – der sich in Mississippi in Form von Teerklumpen bemerkbar machte – auf die Natur und die Tourismusbranche vor Gulfport aufmerksam. Zum anderen engagierte er sich als Mitglied der Umweltorganisation Healthy Gulf aktiv in rechtlichen Auseinandersetzungen für die Region, um strengere Sicherheitsvorschriften für Offshore-Bohrungen zu erwirken. Die gemeinsame Klage gegen das us-Innenministerium war bedingt erfolgreich, teilweise wurden Standards geschärft, vor allem 2019 unter Trump wurde aber vieles wieder gelockert.

Bis heute warnt Louis Skrmetta die Öffentlichkeit vor möglichen Spätfolgen von Deepwater Horizon. Urlaubende dürfen jedoch aufatmen: Denn der Ölvorfall ist für den Tourismus und die Menschen vor Ort derzeit kein Thema mehr; die Küstenregion erfreut sich großer Beliebtheit, auch wegen Destinationen wie Ship Island, die Reisende mit idyllischen, weißen Stränden und spannender Historie locken.

Übrigens widmen sich die Skrmettas dem Schutz ihrer einzigartigen Region auch im Kleinen: Sie organisieren etwa Strandreinigungsaktionen im Gegenzug für kostenlose Fahrten nach Ship Island, unterstützen lokale Fundraiser oder fördern Initiativen, die das Bewusstsein für die fragile Balance der Küstenregion schärfen sollen. Außerdem setzt sich Louis Skrmetta für die Einrichtung eines staatlichen Meeresschutzgebiets der Mississippi Sounds ein. 2026 will er das Geschäft in die Hände seines Sohnes Robert legen. Dieser wird nicht nur den Familienbetrieb, sondern auch das nachhaltige Bestreben seines Vaters übernehmen. Wer also auf Ship Island urlaubt, darf sich nicht nur auf Traumstrände und alte Forts freuen, sondern unterstützt mit seinem Urlaub auch ein Unternehmen, das sich seit Jahren dem Umweltschutz widmet. 
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Wolfgang Streitbörger/ mississippi-reisen