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Langsam, aber zielstrebig: Die Filmbranche, bekannt nicht nur für Entertainment, sondern auch als immenses Emissions- und Energiemonster, arbeitet daran, nachhaltiger zu werden. Auch in Österreich.
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Frames For Your Heart
Von Hollywood, der Wiege des Films, bis nach Wien: Die Filmbranche strebt danach, grüner zu werden.
entspannt zurückgelehnt,
Hand im Popcorn und Augen auf dem Bildschirm: So oder so ähnlich sieht für viele ein entspannter Sonntag im Kino aus. Was man dabei aber meist nicht am Schirm hat? Den gigantischen Fußabdruck, der hinter eindrucksvollen Blockbustern steht. Es beginnt bei der CO₂-intensiven Anreise, reicht bis hin zum Müll, den die Produktionen hinterlassen: Unser Entertainment belastet den Planeten. Noch. Denn das Drehbuch, nach dem die Produktionen stattfinden, wird – allen voran in Österreich – derzeit neu, und zwar in Grün, geschrieben.
Eine der ersten Studien aus diesem Bereich war jene des UCLA Institute of Environment aus dem Jahr 2006: Nach dieser stößt die Filmindustrie in Los Angeles mehr Treibhausgasemissionen aus als die Hotel-, Fertigungs- und Bekleidungsindustrie.¹
Daran hat sich in den letzten fast 20 Jahren kaum etwas geändert, wie eine Studie aus dem Jahr 2021 veranschaulicht: Ein Film mit einem Budget von rund 70 Millionen US-Dollar produziert 3.370 Tonnen CO₂. Das entspricht 33 Tonnen pro Drehtag. Ein genauerer Blick hinter die Kulissen offenbart, was die Branche so klimaschädlich macht: vom Treibstoffverbrauch, auf den ganze 48 Prozent entfallen, über Flugtransfer bis hin zu Versorgungsunternehmen.² Dazu kommt der übliche Abfall, der entsteht, etwa durch Requisiten oder an den Sets. Oder die Auswirkungen auf die Orte selbst: So wurden für „The Beach“ kurzerhand ein paar Dutzend Palmen dem Sandboden gleichgemacht, um den Strand zu erweitern. Und der Produktion hinter „Mad Max: Fury Road“ wurde vorgeworfen, in der ältesten Wüste der Welt in Namibia ein paar Spuren mehr hinterlassen zu haben.³
Die Branche sieht grün
Dass die Branche im Angesicht des Klimawandels neue Wege beschreiten muss, ist also klar. Studios stellen für Green Producing spezialisierte Consultants ein, die dabei helfen sollen, von Dieselaggregaten zu alternativen Energiequellen umzusteigen, Abfall zu reduzieren oder das Catering „bio“ zu machen. Auch in Österreich beschäftigt man sich seit geraumer Zeit mit der Frage, wie man die Branche klimafreundlicher gestalten könnte – und zwar nicht nur vonseiten der Auftraggeber- und (Ko-)Produktionsfirmen, sondern auch bei den öffentlichen Förderinstitutionen.
Seit 2019 erarbeitet das Österreichische Filminstitut (ÖFI) gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum LAFC-Evergreen Prisma und dem Verband der Green Film Consultants Austria das in Europa einzigartige Synergie-Modell „Green Filming Austria“. Das Ziel: Nachhaltigkeit in der Filmbranche. Die etwas später vorgegebene Novelle zum Filmförderungsgesetz sorgte hier dafür, dass noch genauere Regelungen aufgesetzt wurden.⁴ Seit 2023 liegen diese als klarer Kriterienkatalog vor, erzählt Mag. Nina Hauser, Expertin für Green Filming & Funding am ÖFI. Unterstützung bei der Umsetzung erhalten die Filmschaffenden dabei von Green Film Consultants – nur, wer eine festgelegte Anzahl an Kriterien nachweislich erfüllt, erhält auch Förderungen wie den Green Bonus des neuen Film-Anreizmodells öfi Plus. Den Vorschriften des neuen Gesetzes sei aber so oder so Folge zu leisten, erklärt die Green-Filming-Expertin: „Mittlerweile ist es so, dass das eine Verpflichtung darstellt!“
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Grüne Pioniere
Noch leistet man Pionierarbeit in Österreich und sieht sich, wie so viele andere Branchen, mit den üblichen Problemstellungen, die der Umstellung auf klimafreundlichere Systeme geschuldet sind, konfrontiert: etwa, dass nötige Technologien häufig noch nicht flächendeckend oder kostengünstig vorhanden sind. Dennoch: „Ich glaube, wir sind in Österreich zum jetzigen Stand der Erfahrungswerte sehr weit“, zeigt sich Mag. Nina Hauser überzeugt. „Ich würde mir wünschen, dass wir es als Filmbranche schaffen, Nachhaltigkeit flächendeckend in Europa hinzukriegen.“
Nachhaltigkeit in der Filmindustrie wird nicht nur in Szene gesetzt – sie ist bereits Teil der Handlung geworden; zumindest in Österreich. Wie es die großen Produktionen aus Hollywood zukünftig halten werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch eher ein spannender Cliffhanger als das Happy End. 
Film ab für grüne Maßnahmen ⁵
✱ Mülltrennung und Abfallvermeidung
✱ Austausch von energie­intensiven Lampen und Leuchten
✱ Umweltfreundliche Mobilitätsoptionen sowie Car-Sharing und Co.
✱ Digitalisierung sowie Recycling und Mehrweg im Produktionsbüro und beim Catering
✱ Second-Hand-Ware bei Kostüm und Szenenbild
✱ Beauftragung nach­haltiger Anbieter
✱ Bezug von ökologischer Energie
✱ Optimierung der Logistik
✱ Beauftragung eines Green Consultants

Quellenangaben
1 _ C. Corbett, R. Turco: Sustainability in the Motion Picture Industry (2006); https://www.ioes.ucla.edu/publication/sustainability-in-the-motion-picture-industry/
2 _ Sustainable Production Alliance: Carbon Emissions of Film and Television Production (2021);
www.greenproductionguide.com
3_ Nastasya Tay: Mad Max: Fury Road sparks real-life fury with claims of damage to desert (2013); www.theguardian.com
4 _ ÖFI: Green Filming.
www.filminstitut.at/foerderung/green-filming
5 _ WKO: Green Producing/
Green Filming; www.wko.at/oe/gewerbe-handwerk/film-musikwirtschaft/green-producing-green-filming