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Währung der Freien – oder doch virtueller Klimasünder? Welcher Verbrauch wirklich hinter der Kryptowährung steckt und wie die Zukunftsaussichten des „Energiefressers“ aussehen.
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große gewinne.
Schutz vor Inflation.
Anonymität und Freiheit. Als Bitcoin 2009 quasi aus dem Nichts in der Öffentlichkeit erschien, waren die Versprechungen der ersten Krypto­währung der Welt noch verheißungsvoll. Mittlerweile sind viele Coins den digitalen Fluss hinuntergeflossen – die Auswirkungen der ersten dezentralen digitalen Währung auf den globalen Markt im letzten Jahrzehnt waren immens.
Aus Daten mach Geld
Wer neu im Kryptobereich ist, dem sei der Prozess dahinter kurz erklärt: Das Bitcoin-
Herzstück ist die Blockchain, eine öffentliche, dezentrale Datenbank. Diese ermöglicht transparente und sichere Aufzeichnungen aller Transaktionen – sie speichert also die Bitcoin-Transaktionen. Jeder Transaktionsblock wird kryptografisch mit dem vorherigen verbunden, so wird eine unveränderliche Kette an Informationen geschaffen. Aufrechterhalten wird dieses Netzwerk von einer Gemeinschaft internationaler Nutzer:innen, die die Bitcoins durch Mining gewinnt und sie in sogenannten Wallets speichert. Mining, das beschreibt den Vorgang, der benötigt wird, um das „digitale Gold“ letztendlich zu gewinnen – deren Verifikation erfolgt durch die Lösung komplexer mathematischer Probleme durch die Miner (Proof-of-Work). Die Anzahl der zu schürfenden Coins ist übrigens endlich und auf maximal 21 Millionen Stück begrenzt.
Finance-Facts
✱ 37.86 Milliarden Dollar beträgt das BTC-24h-Handelsvolumen²
✱ 332.667 Bitcoin-Transaktionen finden täglich statt²
✱ bis 2140 sollen die letzten BTC geschürft werden
✱ 703,25 kWh ist der Energieverbrauch einer Bitcoin-Transaktion³+¹
Für diese Logikrätsel werden extrem leistungsstarke Computer benötigt. Denn: Je mehr Rechenleistung, desto mehr Bitcoins können „gemined“ werden.¹ Der Abbau der virtuellen Münzen wird zudem von Jahr zu Jahr schwieriger – und benötigt schon jetzt mehr Rechenleistung als zuvor.² Dass diese Rechenleistung Strom – der allzu häufig fossilen Ursprungs ist – kostet, führt dazu, dass der Bitcoin als Energiefresser schlechthin verschrien ist. Und das nicht ganz zu Unrecht: Der jährliche Bitcoin-Fußabdruck lag mit Stand Dezember 2023 bei schätzungsweise 10 Prozent des gesamten Energieverbrauchs Russlands.³
Energiefresser: Bitcoin-Mining
Bis 2021 fand der Löwenanteil des Bitcoin-Mining in China statt, bevor das Land die digitale Schürfung aufgrund des hohen Energieverbrauchs verbannte. Seitdem finden sich die größten Minen in den USA¹– die New York Times etwa hat herausgefunden, dass eine typische Mining-Anlage mindestens 30.000 Mal so viel Energie verbraucht wie der amerikanische Durchschnittshaushalt. Dieser gestiegene Verbrauch führt für die Einwohner:innen zu gestiegenen Energiekosten – und sei, so die NYT, so umweltschädlich wie zusätzliche 3,5 Millionen Autos. Was noch dazu kommt: Einige dieser Megaanlagen verkaufen ihre Energie während Krisenzeiten oder lassen sich gar dafür „entschädigen“, dass sie ihre Computer kurz abschalten, um ein mögliches Blackout zu verhindern. Auch produzieren derartige Rechenanlagen eine unglaubliche Masse an Elektromüll – und schaffen dabei kaum bis keine Jobs für die umliegende Bevölkerung.⁴
Das böse Mining zum guten Spiel machen
Dieser Verbrauch betrifft vor allem Bitcoin selbst, dessen Mining finit ist. Daneben gibt es aber auch andere Kryptowährungen, die quasi unendlich geschürft werden können. Sie haben sich Alternativen überlegt, um Kryptowährung mit weniger Strom zu betreiben. Darunter: Ethereum. Die zweitbeliebteste Währung am Kryptomarkt wechselte von Proof-of-Work auf das gemeinschaftlich betriebene Proof-of-Stake-Konsensverfahren und konnte den Verbrauch damit um 99 Prozent reduzieren.⁵ Zudem versucht die Branche sich an gemeinschaftlichen grünen Lösungen: Die Plattform Crypto Climate Accord etwa kollaboriert mit rund 250 Krypto- und Blockchain-Unternehmen, um grüne Open-Source-Lösungen zu entwickeln und durchzusetzen.⁶ Neben Anleitungen zur genauen Emissionsbilanzierung möchte cca vermehrt auf erneuerbare Energie setzen sowie effizientere Mining-Hardware entwickeln.

Während also die Kritik am ökologischen Fußabdruck der Kryptowährung berechtigt ist, gibt es auch positive Entwicklungen am Markt und eine wachsende Sensibilisierung innerhalb der Community. Bitcoin selbst hat sich bereits dagegen ausgesprochen, auf umweltfreundlichere Systeme wie jenes von Ethereum umzusteigen – und ist und bleibt somit (berechtigte) Zielscheibe der Kritik. Ob andere Kryptowährungen nicht nur in der Lage, sondern auch willig sein werden, ihren Verbrauch zu minimieren, wird sich noch zeigen müssen.
Wie funktioniert das Bitcoin-Mining?
✱ Transaktionsauswahl. Miner sammeln und wählen Transaktionen aus dem Netzwerk, die sie in den nächsten Block aufnehmen möchten.
✱ Bildung eines Block-Headers. Ein Block-Header wird erstellt, der den vorherigen Block-Header, Transaktionsdaten, einen Zeitstempel und eine Zufallszahl (Nonce) enthält.
✱ Proof-of-Work. Ein komplexes Mathematikproblem (Proof-of-Work) wird durch zig Anpassungen der Nonce gelöst.
✱ Verbreitung im Netzwerk. Der Miner, der zuerst das richtige Proof-of-Work findet, verbreitet den neuen Block im Netzwerk.
✱ Validierung und Belohnung. Andere aus dem Netzwerk überprüfen den Block auf seine Gültigkeit. Der Miner erhält eine Belohnung in Form neuer Bitcoins und Transaktionsgebühren.
✱ Hinzufügen zur Blockchain. Der neue Block wird (kryptografisch) der Blockchain hinzugefügt.

Quellenangaben
1 _ Crypto mining — statistics & facts, www.statista.com
2 _ Statista: Bitcoin (BTC) — statistics & facts, www.statista.com
3 _ Statista: Energy consumption from Bitcoin compared to
the total energy consumption in selected countries worldwide as of December 5, 2023, www.statista.com
4 _ New York Times: The Real-World Costs of the Digital Race for Bitcoin. www.nytimes.com
5 _ Ethereum: www.ethereum.org/de/roadmap/merge
6 _ Crypto Climate Accord: www.cryptoclimate.org