die welt
abschreiten
Das bedeutet nicht nur über 40 ausgetretene Paar Schuhe und über 3.000 Fertiggerichte, sondern auch über 2.000 Nächte im Zelt und unzählige Begegnungen mit wild lebenden Tieren. Für sechs Monate im Jahr verlässt die passionierte Weitwanderin ihre Homebase, eine Einzimmerwohnung in einem Berliner Plattenbau, um die Welt zu Fuß – mitunter auch per Paddelboot oder Fahrrad – zu erkunden. Belohnt wird sie mit wunderbaren Freundschaften und Begegnungen rund um die Welt.
Auf 25 Wegen um die Welt — Die Lieblingstrails der meistgewanderten Frau der Welt, Malik Verlag, ISBN 9783890295565
Einmal rund um den Äquator
Interview mit Markus Schlagnitweit
Zu Fuß ein Land zu entdecken, ist die nachhaltigste Form des Reisens. Markus Schlagnitweit – Priester, Sozialethiker, Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs und Vorsitzender des fair-finance-Kundenbeirats – erzählt von seiner Motivation und den Erfahrungen auf seinen Fußreisen.
Wie ist die Idee zum Weitwandern entstanden? Seit wann sind Sie unterwegs?
Meine erste richtige Weitwanderung fand 1980 nach der Matura in Lappland statt. Dabei merkte ich schnell, dass Weitwandern die intensivste Art des Reisen darstellt. Reisen bedeutet für mich nicht, das schöne Wetter oder das Klima in südlichen Regionen zu genießen oder eine Kulturstätte nach der anderen zu besuchen. Wer zu Fuß geht, weiß, dass er hier Begegnungen macht, die anders nicht möglich wären.
Wie viele Kilometer haben Sie ungefähr bereits in Summe zurückgelegt?
Meine Fußreisen dauern durchschnittlich zwei bis vier Wochen mit täglichen Etappenlängen von sechs bis zehn Stunden.
Bepackt mit mindestens 15 Kilogramm, gehe ich täglich, abhängig von den zurückgelegten Höhenmetern, 15 bis 30 Kilometer. Das bedeutet, dass ich in rund 40 Jahren Weitwandern wohl mindestens um den halben Äquator, also rund 20.000 Kilometer, gegangen bin.
Was motiviert Sie?
Einerseits meine Reiselust, das heißt die Erweiterung des eigenen Horizonts durch die Begegnung mit anderen Lebensformen und Kulturen, Sprachen und Ländern. Die traditionelle Form des Tourismus, der ein Wirtschaftszweig geworden ist, bereitet mir hingegen oft ein schlechtes Gefühl. Ich meine damit die Art Tourismus, die ein Land „ausbeutet“, ohne das Land wirklich kennenzulernen. Beim Reisen zu Fuß habe ich ganz andere Erfahrungen und Begegnungen: Bei meiner letzten Weitwanderung von Albanien bis Thessaloniki etwa wurden wir an manchen Tagen so häufig von Einheimischen entlang des Weges eingeladen, dass ich dachte, wir würden unser Etappenziel nicht mehr erreichen. Für die Menschen im Landesinneren ist es selbst ein Erlebnis, wenn ein Fremder vorbeikommt, sie sich mit ihm unterhalten und ihn auch bewirten können. Es ist eine menschliche Begegnung auf Augenhöhe.
Hatten Sie auf Ihren Reisen eine ganz besondere Begegnung? Und was haben Sie daraus gelernt?
Einmal kamen wir am späteren Nachmittag in ein abgelegenes griechisches Dorf. Wir suchten einen Platz, an dem wir unser Zelt aufstellen konnten, da es in diesem Ort keine Pension gab, und trafen einen Mann, der Englisch konnte. Spontan ließ er uns auf einem seiner Grundstücke zelten, wo wir auch den Wasseranschluss nutzen konnten. Wir fragten um ein Gasthaus, um etwas essen zu können, und wollten den Mann als Dankeschön zum Essen einladen. Er kam dann auch tatsächlich mit seiner Frau, und wir verbrachten einen schönen Abend miteinander. Als wir zahlen wollten, meinte der Wirt: „Es ist bereits alles bezahlt.“ Solche und ähnliche Begegnungen erlebe ich regelmäßig auf meinen Fußreisen. Es ist so bewegend, zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit Gastfreundschaft überall auf der Welt stattfindet. Das hat mich gelehrt: Wenn jemand an meine Tür klopft oder ein Fremder auf der Straße Hilfe braucht, dann möchte auch ich Gastfreundschaft üben und ihn nach Möglichkeit unterstützen.
insider-
tipps für unvergessliche naturerlebnisse
Überraschung garantiert – Otto-Kandler-Haus am Hohenstein
✱ Wegstrecke: 13 Kilometer, Gehzeit 4–5 Stunden, 850 Höhenmeter
Unterberg im rosa Erika-Kleid — nicht nur für Botanik-Fans
✱ Wegstrecke: 11,5 Kilometer, Gehzeit 4–5 Stunden, 700 Höhenmeter
Ab durch die Mitte. Spektakuläre Sasso-Lungo Wanderung in den Südtiroler Dolomiten
trennt diesen Berg. Dies bietet ambitionierten Wandernden die einmalige Möglichkeit, durch diesen imposanten Felsberg in der Mitte durchzuwandern. Ausgehend vom Passo Sella führt der Weg zuerst sanft ansteigend zum südlichen Wandfuß des Bergmassivs. Das Dolomiten-Panorama lässt jedes Wanderherz höherschlagen. Am höchsten Punkt der Wanderung bietet das Toni-Demetz-Haus auf 2.681 Metern einzigartige Ausblicke und herzhafte Stärkung. Danach wartet das Highlight der Tour: Die Durchwanderung der Scharte und der Abstieg auf dem oft noch im Hochsommer von Eis und Schnee gesäumten Weg. Retour geht’s nicht minder eindrucksvoll über die Emilio-Comici-Hütte zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Geübte Trailrunner können jedes Jahr im Juni das Langkofel-Massiv im Zuge des Saslong-Halbmarathons umrunden – ein einmaliges Erlebnis.
✱ Wegstrecke: 14 Kilometer, Gehzeit 5,5–6,5 Stunden, 900 Höhenmeter
Schneeberg-Überquerung —Höhenmeter de luxe für Konditions-Enthusiast:innen
✱ Wegstrecke: 19,5 Kilometer, Gehzeit: 6,5–7,5 Stunden, 1.200 Höhenmeter
4Berge3Seen — Die schönsten Ausblicke auf das Salzkammergut
4Berge3Seen-Tour startet in Fuschl am See, führt über das Zwölferhorn (Einkehrtipp: idyllische Lärchenhütte) nach St. Gilgen, von dort entweder quer über den Wolfgangsee per Boot nach St. Wolfgang oder auch zu Fuß den See entlang bis auf die höchste Erhebung der Tour, die Schafbergspitze. Von hier oben den Sonnenuntergang oder -aufgang zu erleben, ist das ultimative Erlebnis. Ab ins Tal Richtung Mondsee über Almkogel und unter der spektakulären Drachenwand via Schober zurück an den Fuschlsee. Tipp: Der Fuschlsee-Tourismus organisiert Gepäcktransfer und passende Unterkünfte als Wander-Package.
✱ Wegstrecke: 65 Kilometer, Gehzeit täglich zwischen 6 und 7,5 Stunden, 3.400 Höhenmeter Anstieg insgesamt
Immer am Abgrund entlang —spektakuläre Kraterwanderung auf Santorini
✱ Wegstrecke: 10 Kilometer, Gehzeit zwischen 4 und 5 Stunden, 400 Höhenmeter Anstieg