das sind die hr-trends 2023
Im Trend. Längst ist es kein Geheimnis mehr: Der Personalmangel ist Sorgenkind Nummer eins der österreichischen Betriebe.* Wer weiß, welche Themen für Fachkräfte von heute wichtig sind, ist also klar im Vorteil. Ricardo-José Vybiral vom KSV1870 verrät, welche Trends man 2023 im Auge behalten sollte.
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Die Industrie 4.0 ermöglicht effizienteres Arbeiten – etwa durch den Einsatz von Robotertechnologie.
Work-Life-Balance
Hauptgrund für die berufliche Unzufriedenheit vieler ist vor allem die fehlende Work-Life-Balance: Dabei spielen Themen wie Erreichbarkeit, Krisenbeständigkeit des Arbeitsplatzes, mobiles Arbeiten oder breitgefächerte Karrieremöglichkeiten eine Rolle, verrät Ricardo-José Vybiral. Was dabei interessant sei: „Die Wahrnehmung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden kann sehr unterschiedlich sein. Es geht im gelungenen Recruiting also auch darum, Gemeinsamkeiten zu finden.“
Telearbeit & Homeoffice
Die „mobile Arbeit“ ermöglicht es, an einem anderen Ort als im Büro zu arbeiten – sei dies nun das eigene Homeoffice oder in bestimmten Fällen an einem dritten Ort. Die Arbeit aus der Ferne funktioniert dank Computer, Smartphone und Co. Kurz: Die Digitalisierung macht’s möglich.
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Viele Beschäftigte wünschen sich die Möglichkeit, an einem oder mehreren Tagen pro Woche außerhalb des Büros arbeiten zu können.
Benefits
2023 geht es nicht nur darum, neue Fachkräfte mit Benefits wie Weiterbildung, mobiler Arbeit oder Gleitzeit zu locken. Auch bereits Beschäftigte sollen durch Benefits an ihr Unternehmen gebunden werden.
Vier-Tage-Woche
Nur 30 anstatt 40 Stunden in der Woche arbeiten zu müssen, ist für viele das erklärte Ziel für 2023. Auch wenn diese Reduktion sich auf dem Lohnzettel bemerkbar macht. „Ob sich diese Entwicklung fortsetzen oder eher ein punktuelles Phänomen bleiben wird, wird auch von den jüngsten Preisentwicklungen abhängen, die viele dazu bewegen könnten, wieder Vollzeit zu arbeiten. Das bleibt allerdings abzuwarten“, so Ricardo-José Vybiral.
Digital Recruiting
Vybiral weiß: „Der Bewerbungsprozess heute ist ein anderer als früher. Allein schon deshalb, weil kein:e Bewerber:in mehr zwei oder drei Wochen auf eine Reaktion wartet.“ Das digitale Recruiting – die Digitalisierung des gesamten Bewerbungs- und Personalbeschaffungsprozesses – ist daher essentiell. Dabei empfiehlt es sich, die individuelle Situation stetig im Sinne des Employer Brandings zu evaluieren: Wo und wofür steht man als Arbeitgeber? Welche Charaktere haben wir im Betrieb, wer fehlt noch?
Neben dem digitalen Recruiting ist auch das persönliche Gespräch noch ein wichtiger Bestandteil des Bewerbungsprozesses.
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Gehalt
Ein Thema, das immer im Trend sein wird, ist das Gehalt. Vor allem in Zeiten von Teuerung und Inflation ist ein entsprechend angepasster Lohn für viele unabdingbar. Dabei geht es 2023 nicht primär darum, übermäßig zu verdienen, sondern um die Deckung der Lebenserhaltungskosten.
„Derzeit kann sich jeder und jede Dritte in Österreich einen Jobwechsel vorstellen.“**
InfoPass für Bewerber:innen
In wirtschaftlich angespannten Zeiten sind die richtigen Mitarbeitenden oft entscheidend. Einen guten Überblick über einzelne Kandidat:innen bietet der InfoPass für Bewerber:innen des KSV1870: Er beinhaltet neben Personendaten unter anderem etwaige Insolvenzinformationen, Zahlungsanstände, handelsrechtliche Funktionen und Compliance-Informationen.
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Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG
* Umfrage „Austrian Business Check zur Zahlungsmoral 2022“ des KSV1870.
** Umfrage „So ticken Kandidat*innen 2022“ von Marketagent im Auftrag von karriere.at
** Umfrage „So ticken Kandidat*innen 2022“ von Marketagent im Auftrag von karriere.at
digitalisierung: und der mensch im mittelpunkt
Von wegen Zukunftsmusik: Sie ist längst hier, die Digitalisierung. Und das schon seit über einem Jahrzehnt. Das Jahr 2011 markiert den offiziellen Beginn der Industrie 4.0, der vierten industriellen Revolution. Für Unternehmen und Arbeitnehmer:innen birgt dieser Wandel ebenso viele Chancen wie Herausforderungen. Warum, das erklärt Kerstin Repolusk von der PRO-GE.
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PRO-GE
Kerstin Repolusk ist politischer Sekretär für Wirtschaft und Industrie 4.0 bei der PRO-GE und Aufsichtsratsmitglied bei der fair-finance Vorsorgekasse
Frau Repolusk, was ist das Ziel der Digitalisierung, der Industrie 4.0?
Ganz kurz und knackig formuliert: Für Unternehmen ist es die Kosten- und Zeitersparnis. Für die Beschäftigten sind es spannendere Tätigkeiten und Arbeitserleichterungen. So können Hilfstools digital auf sie zugeschnitten werden. Exoskelette, die beim Tragen schwerer Dinge helfen, oder kollaborative Roboter, die repetitive Arbeiten übernehmen, kommen zum Einsatz. Im Großen und Ganzen soll es den Arbeitsalltag des Menschen also noch effizienter gestalten.
Was bedeutet das denn grundsätzlich für Unternehmen von heute?
Ich glaube, dass es für Unternehmen im produzierenden Bereich ohne Digitalisierung nicht mehr möglich ist, am Markt langfristig zu bestehen. Wir merken jetzt schon, dass große Konzerne ihren Zulieferern spezielle digitale Vorgaben machen. Will ich also mit diesen Konzernen arbeiten, muss ich digitalisieren. Wie sich zeigt, eröffnet das aber auch Möglichkeiten: So wird Österreich als digitalisierter Produktionsstandort immer attraktiver und konkurrenzfähiger. Die Digitalisierung schafft dadurch wieder mehr gut bezahlte, spannende Arbeitsplätze in der Industrie.
Zur Kehrseite: Was ist denn kein Vorteil der Digitalisierung?
Die Daten (lacht). Man muss im Zuge der Digitalisierung Zeit und Geld investieren, sich mit Abläufen und Schnittstellen im Unternehmen beschäftigen und sich bewusst sein, dass dies vor allem zu Beginn sehr aufwendig sein kann. Und ohne die Belegschaft auch gar nicht funktionieren kann, weshalb auch der Kommunikationsbedarf erhöht ist. Die Herausforderung ist es also, eine gute Strategie zu haben, um das Unternehmen ganzheitlich in die datengetriebene Welt zu integrieren. Dahinter steht immer die Frage, inwiefern meine eigene Branche schon digitalisiert ist und was für den eigenen Betrieb sinnvoll ist.
Welche Herausforderungen bringt das alles für Beschäftigte?
Meiner Meinung nach ist eines der größten Probleme, dass man sich oft vom Unternehmen entgrenzt. Man verliert den Bezug, die kollegiale Kommunikation fällt oft weg. Wenn ich nur noch eine Nummer bin, die funktionieren muss, wenn mein Fachwissen nicht mehr gefragt ist: Warum sollte ich denn noch dort arbeiten und nicht woanders? Es kommt also auf die richtige Balance zwischen Manpower und Digitalisierung an.
Wie kann digitale Software also dabei helfen, die Fähigkeiten und Kenntnisse der Mitarbeitenden am besten einzusetzen?
Auch hier ist das Thema Kommunikation zentral. Personal- und Mitarbeitendengespräche müssen geführt werden, darüber, was die Leute interessiert, was sie wirklich machen wollen und wo man sie im Zuge der Digitalisierung des Unternehmens besser einsetzen kann.
Bleiben wir beim Thema Personal: HR-Services werden immer weiter digitalisiert und automatisiert, um Zeit und Kosten zu sparen. Verbessert es aber denn auch das Mitarbeitenden-Erlebnis?
Ja. Standardprozesse können ohne Weiteres über Apps und Systeme gemacht werden. Leider wird oft zu sehr digitalisiert. Wenn es nicht mehr notwendig ist, als Personalabteilung direkt mit den Mitarbeitenden zu reden – wofür ist sie dann noch da? Für Arbeitnehmer:innen darf es auch nicht zu kompliziert und aufwendig werden, das schafft Unzufriedenheit. Und dann gibt es noch Systeme, die ersetzen die HR-Abteilung zur Gänze. Das ist meiner Meinung nach auch nicht gut – ich will schließlich nicht bei einem Algorithmus angestellt sein, sondern mit echten Menschen reden.
Zu guter Letzt: Wie sieht die Personalabteilung der Zukunft aus?
Es wird viel mehr um Recruiting gehen, ganz nach dem Motto: Finde die richtigen Menschen für die richtigen Jobs. Aber auch Aus- und Weiterbildung sowie das oft vernachlässigte Employer Branding werden immer wichtiger. Das Wichtigste ist hierbei wieder die Strategie. Nicht jedes Unternehmen muss sofort und zu 100 Prozent digital sein. Am besten setzt man auf Teilprozesse und den steten Austausch mit Betriebsrat und Belegschaft. Denn: Je verständlicher und umfassender ich die Leute schon am Anfang miteinbeziehe, desto einfacher habe ich es am Ende.
Einfach erklärt:
Digitalisierung oder Industrie 4.0
Was im 18. Jahrhundert begann, nimmt auch heute noch seinen Lauf: Industrielle Revolutionen bringen seit über 250 Jahren technischen Fortschritt und Veränderungen in unsere Wirtschaft, Lebensumstände und Arbeitsbedingungen. Die 4. industrielle Revolution ist jene, in der wir uns zurzeit befinden: die Industrie 4.0. Dabei geht es darum, Maschinen und Abläufe mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie zu vernetzen. Das verändert und erweitert Strukturen und Tätigkeitsprofile. Dazu gehören Felder wie künstliche Intelligenz, Cyber Security, Robotik, Autonomisierung, smarte Kommunikation, Big Data, u. v. m.
Plattform Industrie 4.0
Das Ziel der Plattform Industrie 4.0 ist es, die neuen technologischen Entwicklungen und Innovationen der Digitalisierung bestmöglich für Unternehmen und Beschäftigte zu nutzen.
plattformindustrie40.at
Mission: Future Job
Mit der Kampagne „Mission: Future Job“ will man die Generation Z auf zukunftsträchtige Berufsmöglichkeiten aufmerksam machen.
Web: missionfuturejob.at
TikTok: mission.futurejob
YouTube: missionfuturejob8084
Über die PRO-GE
Die „Produktionsgewerkschaft“ ist mit rund 235.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung für Produktionsarbeiter:innen innerhalb des ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund).
www.proge.at