capito? konto-nachrichten leichter verstehen

Die Mehrheit der Menschen versteht komplexe Informationen nicht. Mithilfe künstlicher Intelligenz hat es sich das steirische Unternehmen capito zur Aufgabe gemacht, Texte und Informationen in eine für alle leicht verständliche Sprache zu übersetzen. Die fair-finance Vorsorgekasse bietet ihren Kund:innen diesen Service seit März 2022 an.

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Stiefkind Fotografie
Das capito-Führungsteam spricht Klartext: Co-Gründer Klaus Candussi, Co-Gründerin und CEO Walburga Fröhlich, CDO Paul Mayer, CFO Ernst Steinmann (v.l.n.r.)
einmal pro jahr erhalten
Kund:innen der fair-finance Vorsorgekasse ihre persönliche Kontonachricht, in der sie über die Höhe ihres Abfertigungsanspruches informiert werden. Ab dem zweiten Beschäftigungsmonat zahlt der Arbeitgeber 1,53 Prozent des Bruttoentgelts in die Vorsorgekasse ein, in der Kontonachricht wird im Detail aufgeschlüsselt, wie sich der Kontostand zusammensetzt. Nach der ersten Kontonachricht haben Kund:innen – ganz im Sinne des auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsmodells von fair-finance – die Möglichkeit, von der Druckversion auf einen Online-Zugang zu wechseln und in ihrem persönlichen und geschützten Bereich ihre Kontonachricht einzusehen. Die Kontonachricht löst keinen Auszahlungsanspruch aus, dazu gibt es eine separate Information auf dem Postweg.
Verstanden werden
Diese Kontonachrichten werden jedoch nicht von jedermann und jederfrau verstanden. Daher startete die fair-finance Vorsorgekasse 2022 gemeinsam mit capito den Versuch, die rechtlichen Erfordernisse der Kontonachricht mit einer breiten Verständlichkeit zu verbinden. Das steirische Unternehmen, welches als Teil des Social Entrepreneurship Network Austria (SENA) die menschliche Heterogenität sprachlicher Kompetenzen erkannt hat und sich für Barrierefreiheit und gesellschaftliche Gleichberechtigung einsetzt, ist der führende Anbieter von Lösungen für leichte Sprache. Das KMU capito wurde vor über 21 Jahren gegründet und hat seinen Sitz in Graz. Als analoger Übersetzer gestartet, hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren zum digitalen Vorreiter entwickelt und entsprechend expandiert. Mittlerweile verfügt capito über ein Netzwerk von 15 Standorten im DACH-Raum und 120 Mitarbeitende. Die digitalen Lösungen zur Informationsvereinfachung werden laufend weiterentwickelt. Hierfür greift capito auf fast 30 Forschungspartner und ein Netzwerk aus über 600 Menschen mit Lernschwierigkeiten zurück, die im Rahmen von Prüfgruppen-Evaluierung dazu beitragen, die Tools laufend zu optimieren. „Künstliche Intelligenz ist das eine, doch wir arbeiten vor allem für und mit Menschen, um einen Mehrwert zu schaffen“, so Paul Anton Mayer, Chief Digital Officer (CDO) von capito.
Klartext sprechen
Ziel des Unternehmens ist es, im Sinne der Gleichberechtigung eine leicht verständliche Kommunikation zu fördern. Denn: „Die Hälfte aller Menschen hat Probleme, komplexe Themen zu verstehen. Das zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten“, erklärt Walburga Fröhlich, Co-Gründerin und Geschäftsführerin von capito sowie vielfach ausgezeichnete Social Entrepreneurin. „Wenn Bescheide, Arztbriefe, Anleitungen oder Informationen in Medien sowie alle Arten komplexer Information von so vielen Personen nicht verstanden werden, haben wir ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem“, appelliert sie. Dabei sind nach dem Web-Zugänglichkeits-Gesetz öffentliche Institutionen in Österreich seit September 2021 verpflichtet, verständliche Informationen anzubieten. Ab 2025 müssen auch Privatunternehmen verständlich und barrierefrei kommunizieren.
„Wir konnten bereits über 7.000 Projekte erfolgreich durchführen und so Unternehmen, NGOs und Behörden helfen, ihre Zielgruppen besser zu erreichen.“
Walburga Fröhlich, capito-Geschäftsführerin & Co-Gründerin
Fachjargon war gestern
Das Innovationsunternehmen leistet mit seinen KI-basierten Lösungen einen wesentlichen Beitrag für mehr Verständlichkeit. Der Marktführer im Bereich Informationsvereinfachung unterstützt Behörden, Medien und auch Privatunternehmen jeder Größe dabei, ihre Botschaften für die jeweiligen Zielgruppen leicht verständlich zu gestalten. Mittels Apps wie „capito digital“ werden Texte und Informationen vollkommen automatisiert vereinfacht. In Anlehnung an den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS) können dabei drei Sprachniveaus ausgewählt werden: A1 (sehr leichte Sprache), A2 (leichte Sprache) und B1 (Umgangssprache). In einem ersten Schritt analysiert die Software die Verständlichkeit des Textes. Im Anschluss gibt der Sprachassistent konkret Vereinfachungs-Empfehlungen, Fachbegriffe werden mittels eines Wörterbuchs erklärt. Paul Anton Mayer: „Die Textqualität wird gesteigert, und dabei werden alle Inhalte beibehalten.“ Zudem überprüft die Software den Text im Hinblick auf gendergerechte Sprache.
Die fair-finance-Kontonachricht einfach erklärt
Die fair-finance-Kontonachricht kann durch die Zusammenarbeit mit capito seit März 2022 wahlweise in einer der drei Sprachstufen (A1, A2 und B1) gelesen werden. Ein Service, der bereits von mehr als 30.000 Personen in Anspruch genommen wurde. Die Bereitstellung der leicht verständlichen Informationen wird von fair-finance-Kund:innen äußerst positiv aufgenommen und macht diese nachweislich zufriedener. 20 Prozent der Personen treffen dadurch andere Entscheidungen. Konkret kann man sich das so vorstellen: Nach Erhalt der Kontonachricht wird ein auf dem Dokument befindlicher QR-Code mithilfe des Smartphones eingescannt. Es erfolgt die Weiterleitung auf die Website, auf welcher die Kontonachricht in vereinfachter Sprache gelesen werden kann. Auf diese Weise haben alle Kund:innen die Möglichkeit, die Informationen ganz leicht zu verstehen. Entsprechend Mayers Prämisse: „Eine klare und verständliche Sprache ist die Basis für soziale Gleichstellung.“ Dies hat fair-finance motiviert, den Service auch 2023 wieder anzubieten – erweitert um Mehrsprachlichkeit.