alles alge

Grünes Wunder. Sie verfeinern nicht nur unser morgendliches Müsli mit gesundem Grün: Algen sind das Zeug, aus dem die Zukunft sein könnte – auf mehreren Ebenen.
Alge
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Unterwasserlunge: Algen, ob als einzellige Kiesel- und Grünalgen oder Kelpwälder, sind für einen erheblichen Teil der globalen CO₂-Sequestrierung verantwortlich.
DIESE PFLANZE BEWEIST:
Das blaue Wun­der ist meist eigentlich grün, manchmal auch rot, braun oder golden – und gedeiht unter Wasser. Die Alge mag optisch und haptisch nicht gerade ansprechend sein, ist jedoch als wahres Wundwerk der Natur essenziell für unseren Planeten. Weltweit existieren, sowohl im Meer- als auch im Süßwasser, etwa 500.000 verschiedene Mikro- und Makroarten dieser eukaryotischen Mikroorganismen. Sie betrei­ben, ebenso wie die Pflanzen, Photosynthese und ziehen so beträchtliche Mengen an Kohlendioxid aus der Atmosphäre, das von ihnen verarbeitet oder am Meeresgrund gebunden wird. Zudem reflektieren Kiesel- und Grünal­genteppiche (erd-)erwärmende Sonnenstrah­len zurück ins All und tragen so zur Kühlung des Planeten bei.
Mehrzweckwunder
Die Wissenschaft betitelt die Mikroorganis­men bereits seit den 1970er Jahren als res­sourcenschonendes Zukunftsmaterial. An der Algenbiotechnologie wird daher beständig geforscht; in Österreich etwa wurde 2013 das Netzwerk Algen, eine Networking-Veranstal­tungsreihe, gegründet. Einsatz finden sie neben der Lebensmittelindustrie auch in Kosmetik, Medizin, als Düngemittel, zur Abwasserreini­gung oder als Biokraftstoff. Als Lebensmittel verspricht das Grün zig gesundheitliche Vortei­le: Algen sind reich an Proteinen, Vitaminen, Omega-3-Fettsäuren und Mineralstoffen wie Eisen, Kalzium oder Magnesium. Dadurch sol­len sie, wie einige Studien andeuten, sogar das Risiko, an neurodegenerativen Erkrankungen oder Krebs zu erkranken, mindern.
Algen, made in Austria
Auch im Alpenland Österreich ist die Alge schon angekommen: In Niederösterreich züchtet die Firma SPIRULIX, gegründet von Martina und Karl Pfiel, seit 2019 Spirulinaal­gen – die zwar ähnliche Eigenschaften wie echte Algen aufweisen, eigentlich aber zu den Bakterien zählen – in der eigenen Farm. Sie werden in weiterer Folge zu Pulver, Flakes, Müsli, Schokolade oder Tee verarbeitet. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen wächst die Alge in extremer Geschwindigkeit, weiß Martina Pfiel und ergänzt: ,,Auf den Punkt gebracht, benötigt die Algenzucht weniger Ressourcen. Konkret benötigt man weniger Land/Fläche und das bei weit geringerem Wasserverbrauch. Auch die Produktivität ist höher als bei norma­len Landpflanzen."

Eine der größten Herausforderungen der Algen als Lebensmittel sei die Komponente des Unbekannten. ,,Die Esskultur in einem Binnenland wie Österreich ist stark traditi­onell geprägt und bedarf, trotz wachsender Anzahl aufgeschlossener und zukunftsorientierter Kund:innen, großer Anstrengung für die Einführung dieser neuen Produkte“, so die SPIRULIX-Gründerin. Jene, die den Algen eine Chance geben, seien jedoch von Geschmack und Inhaltsstoffen schnell begeistert.
Gute Gründe also, sich über das nächste Früh­stücksporridge ein paar Algenflakes zu streuen – und somit nicht nur der Natur, sondern auch sich selbst etwas Gutes zu tun.
Quellenangaben
Buck-Wiese et al: Fucoid brown algae inject fucoidan carbon into the ocean. In: PNAS. (2022).
pnas.org/doi/10.1073/pnas.2210561119
Bundesministerium für Forschung und Bildung, FONA: Klimaschützer im Meer: Braunalgen binden Hunderte Millionen Tonnen Kohlenstoff. (2023)
fona.de/de/aktuelles/nachrichten/2022/230102_Braunalgen_big.php